„Hinz&Kunzt“ kritisiert Großunterkünfte

Die Sozialbehörde will Obdachlose im Winter in großen Unterkünften übernachten lassen – in der Corona-Pandemie sei das ein Risiko, sagt das Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“. Es schlägt eine andere Lösung vor.

Ein warmer Becher hilft Wohnungslosen
Ein warmer Becher hilft WohnungslosenRolf Zöllner / epd

Hamburg. Das Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ hat kritisiert, dass die Stadt Hamburg auch in diesem Winter Obdachlose in Großunterkünften unterbringen will. „Die Sozialbehörde setzt die Gesundheit von Obdachlosen aufs Spiel“, sagt Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter und politischer Sprecher von „Hinz&Kunzt“. Obwohl Obdachlose zur Corona-Risikogruppe gehörten, würden sie auch im Winternotprogramm nicht ausreichend geschützt.

Statt Großunterkünfte und Mehrbettzimmer sollte die Behörde Einzelzimmer für die Pandemiezeit anbieten. Unterbringungen beispielsweise in Hotels seien eine „win-win-Situation, weil viele Hotels wegen der Coronakrise leerstehen und schon Erfahrung mit der Unterbringung von Obdachlosen haben“, so Karrenbauer. Bereits im Frühjahr war es durch eine Großspende möglich geworden, 170 Obdachlose in Hamburger Hotels unterzubringen.

In der Risikogruppe

Obdachlose seien wegen diverser Vorerkrankungen besonders gefährdet, hieß es. Demnach liege das Durchschnittsalter der verstorbenen Obdachlosen in Hamburg bei 49 Jahren. Wegen der Pandemie habe sich die Lage der Obdachlosen drastisch verschlechtert: Gerade in Einrichtungen, in denen viele Menschen untergebracht seien, bestehe ein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Aufgrund der Hygienekonzepte seien auch die Angebote in den Tagesaufenthaltsstätten stark eingeschränkt.

Mindestens acht Menschen sind Karrenbauer zufolge seit Mai auf der Straße gestorben. „Hinz&Kuntz“ ist ein Straßenmagazin, das von obdach- oder wohnungslosen Menschen in der Region Hamburg vertrieben wird. Das Magazin versteht sich als Fürsprecher obdachloser und sozial benachteiligter Menschen. Das Projekt ist nach eigenen Angaben „Hamburgs größtes Beschäftigungsprojekt für Obdachlose“. (epd)