Religion muss nach Einschätzung von Dirk Bingener, Präsident des internationalen katholischen Hilfswerks Missio Aachen, mehr Beachtung in der Politik finden. In einem Beitrag auf dem Portal katholisch.de kritisierte er eine Ansprache von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) an die deutschen Botschafter. Merz habe dabei “die Konturen einer interessengeleiteten Außen- und Sicherheitspolitik” skizziert, den Begriff Religion aber kein einziges Mal benutzt.
Bingener bezeichnete das als “überraschend beim Kanzler einer christlichen Partei”. “Zudem war es auch die Union, welche der Vorgängerregierung vorgehalten hatte, religiöse Fragen und Akteure in der Außen- und Entwicklungspolitik unzureichend zu berücksichtigen beziehungsweise einzubeziehen”, so der Missio-Chef.
Religion ist “Faktor von zentraler Bedeutung” in Politik
Dabei sei der Faktor Religion von zentraler Bedeutung für die Außen- und Sicherheitspolitik. Mehr als 80 Prozent der Menschen weltweit identifizierten sich mit ihrer Religion. Auch ließen sich zahlreiche gewaltsame Konflikte, etwa im Nahen Osten und in vielen afrikanischen Ländern, ohne das Verständnis ihrer religiösen Dimension nicht begreifen, geschweige denn lösen.
Zudem werde das Thema Religion – wie in Indien und Pakistan – für politische Anliegen instrumentalisiert. Bingener betonte: “Die Verfolgung religiöser Minderheiten nimmt weltweit zu, nicht zuletzt auch die von Christen.”
Von Thomas Rachel (CDU), dem Religionsfreiheitsbeauftragen der Bundesregierung, forderte er Akzentsetzungen in Sachen Religion und Politik. Im Mai habe dieser gesagt, die Eingliederung seines Amtes ins Auswärtige Amt sei eine Stärkung des Engagements für Religionsfreiheit weltweit. Nach Ansicht Bingeners ist Rachel bisher aber kaum in Erscheinung getreten.
