Der Kampf gegen Korruption im Land treibt die ukrainische Bevölkerung sogar mitten im Krieg auf die Straße. Laut dem Hilfswerk Renovabis ist die Sehnsucht nach Europa bei den Menschen weiter sehr groß.
Das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis sieht bei den Ukrainern nach wie vor den großen Wunsch nach einem EU-Beitritt ihres Landes verbreitet. Die jüngsten Demonstrationen gegen das neue Gesetz des Präsidenten, die Unabhängigkeit der Korruptionsbekämpfungsbehörden zu beschneiden, zeigten, dass die Zivilgesellschaft lebe, erklärte Renovabis-Geschäftsführer Markus Ingenlath laut Pressemitteilung vom Freitag. Dieser hält sich demnach derzeit in Lwiw auf. Die Demonstranten hätten friedlich gegen den Abbau des bewährten Schutzes vor dem “inneren Feind Korruption” protestiert und dabei die demokratische Gesinnung im Volk gezeigt.
Ingenlath verwies darauf, dass die ukrainischen Partner des Hilfswerks gleichfalls besorgt reagiert hätten, dass die wichtigsten Organe zur Eindämmung der Korruption einstweilig beschnitten werden sollen. Durch die Demonstrationen in den vergangenen Tagen sei deutlich geworden, dass dieser “staatsbürgerliche Einsatz trotz und sogar wegen des Krieges, auch die Politik zu Reaktionen veranlasst habe, die zeigen, dass die Regierung die Proteste des Volkes ernst nimmt”. Die Menschen wollten nicht, dass ihnen der Weg nach Westen durch ein Gesetz auf Betreiben des Präsidenten Wolodymyr Selenskyjs erschwert werde.
In Lwiw haben sich laut Renovabis seit Tagen Tausende, meist junge Menschen, auf dem zentralen Freiheitsplatz eingefunden, um gegen die neue Gesetzgebung zu demonstrieren. Selenskyj habe Änderung verteidigt als Vorkehrung “gegen die Einflussnahme Russlands”. Viele würden bis zur neuen gesetzlichen Lösung jeden Abend demonstrieren etwa mit Plakaten, auf denen zu lesen sei: “Keine Ferien im Kampf gegen Korruption.” Ingenlath zeigt sich nach eigenen Worten beeindruckt vom aktiven Einstehen der Menschen mitten im Krieg: “Sie sind allergisch gegen Korruption und Autokratie, wie mir jemand sagte. Und sie wollen ihre Perspektive in die EU nicht verlieren.”