Hilfswerk: Sudanesen leiden zunehmend unter Hitze und Hunger

Seit mehr als einem Jahr herrscht im Sudan Bürgerkrieg. Nun erschweren auch noch Wetterkapriolen den Menschen das Überleben.

Das katholische Hilfswerk “Kirche in Not” warnt vor einer Zuspitzung der humanitären Krise im Sudan. Das Bürgerkriegsland in Nordostafrika erleide zurzeit eine Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 45 Grad, teilte das Werk am Freitag in München mit. Es zitierte den örtlichen Salesianerpater Jacob Thelekkadan: “Wir haben kaum noch Treibstoff, um einen Stromgenerator oder eine Wasserpumpe zu betreiben.” Um die extremen Temperaturen zu überleben, griffen die Menschen auf “rudimentäre Techniken” wie nasse Handtücher zurück.

Auch die Ernährung wird laut dem Ordensmann aus dem von Salesianerinnen geleiteten Zentrum “Dar Mariam” nahe der Hauptstadt Khartum immer schwieriger. “Unsere Mahlzeiten bestehen aus Linsenbrei oder Reis. Eier, Fleisch oder Gemüse gibt es nicht mehr.” Alle Bewohner in “Dar Mariam” seien “unterernährt und schwach”, besonders die Kinder.

Der Alltag sei “von massiven Vertreibungen, schwerem Verlust von Menschenleben, unvorstellbaren Zerstörungen sowie körperlichen und seelischen Traumata” geprägt, führte der Salesianer aus. Nur ein paar Mutige verließen das Haus, um Brennholz zum Kochen zu sammeln. Die Gefahr durch Heckenschützen sei sehr hoch.

Auch “Dar Mariam” geriet bereits in die Kampfzone, wie es weiter hieß. Im November 2023 zerstörte demnach eine Rakete den ersten Stock des Hauses; es gab sechs Verletzte. Anfang Januar dieses Jahres habe eine weitere Raketenexplosion ein Feuer entfacht, das ein gesamtes Stockwerk vernichtet habe. Die Bewohner hätten sich retten können. In Khartum habe es vor dem Krieg 13 Pfarreien gegeben, davon würden jetzt nur noch in zweien regelmäßige Gottesdienste stattfinden, berichtete der Geistliche weiter. “Dar Mariam” sei einer dieser Orte.

Seit April 2023 liefern sich “Kirche in Not” zufolge im Sudan die Armee von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo einen blutigen Machtkampf. Zehntausende Menschen seien getötet worden. Manche Schätzungen gingen von bis zu 150.000 Toten aus. Zehn Millionen Sudanesen lebten als Binnenflüchtlinge, 18 Millionen hätten nicht genug zu essen.