Die Medikamentenversorgung in der Ukraine ist laut dem Hilfswerk action medeor zu einem sozialen Problem geworden. „Die Preise für Medikamente sind seit Februar 2022 um 25 bis 60 Prozent gestiegen“, erklärte Sprecher Markus Bremer am Mittwoch in Tönisvorst mit Blick auf den Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vor knapp drei Jahren. Der ukrainische Staat habe kriegsbedingt viele Sozialleistungen zurückgefahren, darunter auch die kostenfreie Ausgabe von Arzneimitteln. „Medikamente werden für viele zum Luxusgut“, betonte Bremes. Manche Menschen müssten täglich entscheiden, ob sie Essen oder Medizin kaufen.
Vor allem die Versorgung chronischer Krankheiten sei ein großes Problem. Die Menschen in der Ukraine würden zunehmend unter stressbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch unter Diabetes und Tumorerkrankungen leiden. „Das liegt auch daran, dass viele Menschen lange nicht mehr beim Arzt waren und diese Dinge erst jetzt diagnostiziert werden“, erklärt Bremers. Viele Menschen berichteten, dass sich ihre Lebenssituation verschlechtert habe. Neben der wirtschaftlichen und sozialen Lage betreffe das auch die psychische Verfassung der Ukrainerinnen und Ukrainer durch Ängste, Verlusterfahrungen und Stress. „Die andauernde Bedrohung durch Raketen und Drohnen versetzt sie in permanente Anspannung“, betonte Bremers.
Das Hilfswerk action medeor ist nach eigenen Angaben seit drei Jahren im Südosten der Ukraine aktiv. Mit verschiedenen lokalen Partnerorganisationen seien etwa kostenfreie Medikamentenausgaben, Wasserversorgung und warme Mahlzeiten organisiert worden. Angesichts von russischen Angriffen auf die Infrastruktur habe aktuell auch die Winterhilfe in Form von Öfen, Heizmaterial, Generatoren, Decken und warmer Kleidung eine hohe Priorität.