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Hilfsorganisationen: Ukrainer brauchen weiter Unterstützung

Drei Jahre nach Kriegsbeginn leben in Deutschland mehr als 1,2 Millionen Ukrainer. Viele sind laut dem Deutschen Roten Kreuz recht gut im Alltag angekommen. Aber Hilfen vor Ort und im Heimatland sind weiterhin nötig.

Drei Jahre nach Beginn des Ukraine-Kriegs ist Hilfe für die Menschen vor Ort und die Geflüchteten laut Hilfsorganisationen weiterhin wichtig. Dabei ist die Integration von geflüchteten Ukrainern in Deutschland nach Ansicht des Deutschen Roten Kreuzes durch Mittelkürzungen gefährdet. Der Trend, Programme einzusparen, sei bis in die Kommunen spürbar, sagte der Leiter der Jugend- und Wohlfahrtspflege der Organisation, Joß Steinke, am Mittwoch in Berlin. Als Beispiel nannte er weniger Mittel für psychosoziale Zentren, aber auch für Sprach- und Integrationskurse. “Das ist angesichts der Herausforderungen, die wir sehen, per se widersinnig.”

Es sei problematisch, solche Programme und Strukturen nach der Ankunft einer größeren Zahl Geflüchteter nur für ein oder zwei Jahre aufzubauen und dann wieder einzustellen. Steinke appellierte an die kommende Bundesregierung, auch längerfristige Strukturen zu erhalten, um nicht immer wieder von vorne anfangen zu müssen. Aus der Ukraine seien seit Kriegsbeginn vor allem Frauen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderung nach Deutschland gekommen.

Grundsätzlich, so der Tenor des Deutschen Roten Kreuzes, seien viele Ukrainer tatsächlich im Alltag in Deutschland angekommen. Das liege auch an den Ausgangsvoraussetzungen. Ukrainer hätten anders als Geflüchtete aus anderen Ländern einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung, zum Arbeits- und Wohnungsmarkt. Entsprechend lebten die meisten Ukrainer in Deutschland direkt in privaten Unterkünften. Das erschwere zwar etwas die Integrationsmaßnahmen, aber sei auf die Dauer ein Weg, der auch für andere Flüchtlinge gegangen werden sollte.

Mittlerweile arbeiten in Deutschland fast 300.000 Ukrainer. Wie die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg bekanntgab, waren im November rund 296.000 beschäftigt, davon 245.000 Personen in einem sozialversicherungspflichtigen Job und ein hoher Anteil als Fachkraft. Darüber hinaus nähmen aktuell 98.000 Ukrainer an Integrationskursen teil, weitere 29.000 an berufsbezogenen Sprachkursen und 21.000 an Arbeitsmarkt-Programmen. Rund 211.000 Ukrainer seien arbeitslos.

In der Ukraine selbst ist die Lage je nach Region weiter sehr schwierig. “Dennoch ist es wichtig, den Wiederaufbau schon heute mitzudenken und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Das kann nicht erst nach der Beendigung der Kampfhandlungen zum Thema werden”, betonte der Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes, Christian Reuter. Außer der Infrastruktur müsse auch die menschliche und soziale Situation in den Blick genommen werden. Hier arbeitet das DRK nach eigenen Angaben eng mit dem ukrainischen Pendant zusammen, etwa bei den rund 130 mobilen Gesundheitsstationen.

Für das Hilfswerk Handicap International sind insbesondere Sprengsätze ein großes Problem. Felder, Wohngebiete, Schulen und Straßen seien massiv mit explosiven Kriegsresten verseucht. Vor allem Rückkehrende und Kinder seien von den Gefahren betroffen.