Hilfsorganisation: Mindestens 219 neue Opfer durch Streumunition

Handicap International hat seinen “Streubomben-Monitor 2024” veröffentlicht. Demzufolge sterben auch in Europa nach wie vor Menschen durch diese Waffen – die auch nach dem Ende eines Krieges noch gefährlich sind.

Im Jahr 2023 wurden nach Angaben von Handicap International (HI) weltweit 219 neue Opfer von Streumunition registriert. Die tatsächliche Zahl ist jedoch wahrscheinlich viel höher, wie die Hilfsorganisation am Montag in München mitteilte. Denn häufig würden nicht alle Opfer registriert. “Allein in der Ukraine wurden im Jahr 2023 mehr als 50 Angriffe mit Streumunition gemeldet, wobei die Zahl der Opfer aber nicht angegeben wurde.”

HI hat am Montag seinen “Streubomben-Monitor 2024” veröffentlicht. Demnach waren von allen für 2023 gemeldeten Opfern 118 auf Angriffe mit Streumunition zurückzuführen. 101 Opfer habe es durch Unfälle mit Streumunitionsrückständen gegeben.

Streumunition und ihre Rückstände stellten eine große Bedrohung dar, hieß es weiter. 93 Prozent aller für 2023 erfassten Opfer seien Zivilisten gewesen. HI ergänzte: “Kinder machten 2023 fast die Hälfte (47 Prozent) aller Opfer von Streumunitionsresten aus und stellten die Mehrheit der Opfer von Streumunitionsresten in den Vertragsstaaten Irak und Libanon sowie im Nicht-Unterzeichnerstaat Syrien dar.”

Die Hilfsorganisation zeigte sich besorgt, da der Streubomben-Verbotsvertrag zunehmend geschwächt werde. “Vertragsstaat Litauen hat im Juli beschlossen, die sogenannte Oslo-Konvention zu verlassen. Außerdem gefährden Handlungen von Ländern, die Streumunition nicht ächten, die Zivilbevölkerung.” So seien Streubomben in drei Ländern eingesetzt worden. Russland etwa nutze massiv Streumunition in der Ukraine. Darüber hinaus lieferten die Vereinigten Staaten seit einem Jahr Streumunition an die Ukraine, die diese ebenfalls einsetze.

HI kritisierte zudem, dass einem Medienbericht zufolge auf einem US-Militärstützpunkt in Deutschland gelagerte Streumunition für den Einsatz im Krieg gegen Russland in die Ukraine gebracht und dabei durch Deutschland transportiert worden sei. “Dies kann als Unterstützung von durch die Konvention verbotenen Handlungen gewertet werden. Zumindest aber hält die deutsche Regierung den Partner USA offensichtlich nicht von solchen Handlungen ab, was die Konvention eigentlich von einem Vertragsstaat erwartet.”