Hildesheimer Weihbischof Bongartz tritt vorzeitig zurück
Laut Kirchenrecht gehen katholische Bischöfe mit 75 Jahren in den Ruhestand. Der Hildesheimer Weihbischof Bongartz hört schon mit 69 auf. Seinen Umgang mit Missbrauchsfällen hatten Betroffene kritisiert.
Der in die Kritik geratene Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz hat vorzeitig sein Amt niedergelegt. Papst Franziskus nahm am Mittwoch das Rücktrittsgesuch des 69-Jährigen an, wie der Vatikan mitteilte. Üblicherweise gehen katholische Bischöfe mit 75 Jahren in den Ruhestand. Bongartz habe aus gesundheitlichen Gründen um seine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand gebeten, erklärte das Bistum. Gegen Bongartz richten sich Vorwürfe von Missbrauchsbetroffenen, in seiner Zeit als Personalchef mit Fällen sexualisierter Gewalt falsch umgegangen zu sein.
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer dankte dem Weihbischof, dass er in verschiedenen Ämtern und Funktionen das Bistum geprägt habe, darunter auch seit zehn Jahren als Domdechant. Im Jahr 2010 habe er als Bischöflicher Missbrauchsbeauftragter in kurzer Zeit eine Vielzahl von Anzeigen entgegengenommen, mit zahlreichen Betroffenen gesprochen und einen Beraterstab eingerichtet. Die Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch im Bistum Hildesheim habe er maßgeblich vorangetrieben. “Hierfür gilt ihm mein ausdrücklicher Respekt und meine Anerkennung,” so Wilmer.
Bongartz sagte, die vier Jahrzehnte im aktiven Dienst für das Bistum seien von manchen Herausforderungen geprägt gewesen. Es habe aber auch viele schöne und beglückende Momente gegeben. Der angenommene Rücktritt sei im Hinblick auf seine Gesundheit eine große Erleichterung.
Die Betroffeneninitiative im Bistum Hildesheim hatte vor zwei Jahren den Rücktritt von Bongartz gefordert. Sie berief sich dabei auf zwei Aufarbeitungsgutachten aus den Jahren 2017 und 2021. Die Initiative berichtete von einem anschließenden Gespräch mit dem Weihbischof. In diesem habe er darauf hingewiesen, dass er sich für die in der Studie von 2017 benannten Fehler bereits entschuldigt habe. Und in dem 2021 veröffentlichten Gutachten habe er in drei Darstellungen, die seine Person betreffen, Fehler festgestellt.
Zuletzt hatte sich der Wolfenbütteler Pfarrer Matthias Eggers geweigert, den Weihbischof zur Firmung in seiner Gemeinde zu empfangen. Er warf Bongartz vor, als früherer Personalchef einen Priester in der Wolfenbütteler Gemeinde geduldet zu haben, obwohl dieser bekanntermaßen Kinder missbraucht haben soll. Dagegen betonte Wilmer, dass es für die Anschuldigung keine Belege gebe.
Bongartz war von 2006 bis 2014 Personalchef im Bistum Hildesheim und in dieser Zeit vorübergehend auch Missbrauchsbeauftragter der Diözese. 2011 empfing er die Bischofsweihe. Von 2016 bis 2019 war er Generalvikar, also Stellvertreter des Bischofs in Verwaltungsangelegenheiten. Nach der Veröffentlichung des Gutachtens von 2017 hatte er seinen Rücktritt angeboten, den der damalige Übergangsverwalter des Bistums, Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger, jedoch nicht annahm.
Laut Bistum bat Wilmer Bongartz, sein Amt als Domdechant und Referent für die Orden bis zur Ernennung eines Nachfolgers weiter wahrzunehmen. Auch die für dieses Jahr terminierten Firmungen werde er mit den jungen Menschen feiern.