Hier wird Begabung gefördert – alles inklusiv

Wie gelingt das „Experiment Zeichnen“? Wie salonfähig kann Street-Art sein? Um diese und ähnliche Fragen geht es in diesem Sommer an der Schlei-Akademie.

Die Künstlerin Susanne Nothdurft arbeitet an einer Collage aus farbigen Feldern.
Die Künstlerin Susanne Nothdurft arbeitet an einer Collage aus farbigen Feldern.Holger Störmann

Kappeln. "Wir möchten Menschen den Zugang zu Kunstschaffen ermöglichen, ohne von äußeren Reglementierungen und Bewertungskriterien abhängig zu sein", sagt die Kunsthistorikerin Christina Kohla, Leiterin der Schlei-Akademie zum Konzept. Begabungen zu fördern und Barrieren zu senken, steht im Mittelpunkt dieser im hohen Norden bisher einzigartigen inklusiven Sommerakademie, die Mitte Juli mit einem Kulturprogramm in der Alten Maschinenhalle in Kappeln eröffnet wurde.
Bis zum 10. August werden in den barrierefreien Räumen des St.-Nicolai-Heims Sundsacker e.V. in Winnemark bei Kappeln verschiedene Kurse zu Mal- und Zeichentechniken, Aktmalerei nach Modell, Bildhauerei und Keramik, Kalligrafie, Figurenbau, Illustration und Fotografie angeboten. Ergänzt werden diese durch Vorträge und Diskussionsmöglichkeiten, die auch abseits der Kurse besucht werden können. 
Zu den 22 Dozenten der Schlei-Akademie-Kurse gehören die Norddeutschen Realisten Till Warwas oder Frank Suplie – beide Schüler von Klaus Fußmann –, die Hamburger Malerin Katharina Duwe, die Neumünsteranerin Jacqueline Janke, der Street-Art-Künstler "Human Flashboy", die Illustratoren Gregor Hinz und Franziska Ludwig sowie die Salzburger Fotografin Claudia Henzler.

Auch spontanes Schnuppern ist möglich

Angeboten werden fünftägige Kurse und Wochenendseminare. Auch zum spontanen Schnuppern für Tagesangebote sowie für Stipendien gibt es in ausgewählten Kursen Möglichkeiten. "Gelebte Inklusion und hohe Professionalität sind für uns kein Widerspruch", beschreibt Christina Kohla den Anspruch der Akademie. Sie wird in den ersten drei Jahren durch eine Fördermaßnahme der Aktion Mensch in Zusammenarbeit mit der EU, dem Land Schleswig-Holstein und AktivRegion Schlei-Ostsee unterstützt. "Der Ort ist wunderbar", schwärmt die Künstlerin Heidemarie Utecht, die im Atelierhaus Carlshöhe arbeitet. "Dass es diese Möglichkeit jetzt an der Schlei gibt, ist toll", meint die 71-Jährige. Sie bietet an der Schlei mit ihren Monotypie-Kursen "Die eigene Spur" einen Einblick in das Druckverfahren an.

"Hier kommt man schnell ins Tun"

In der Monotypie wird mit Pinsel oder Walze Linoldruckfarbe auf eine Platte aufgetragen. Danach kann diese dann durch Ritzen, Schaben oder Tupfen bearbeitet werden. Mit Flächen und Strukturen zu arbeiten, ist eine Mischung aus malerischen und grafischen Techniken, das Ergebnis ist immer ein Unikat, das auf Papier gedruckt wird. "Hier kommt man schnell ins Tun", weiß die langjährige Kursleiterin. Durch ihre heilpädagogische Ausbildung kennt Heidemarie Utecht die Arbeit mit unterschiedlichen Menschen und Schwierigkeitsstufen, Inklusion ist für sie längst selbstverständliche Praxis. "Für Menschen mit nicht so viel Erfahrung können relativ schnell Ergebnisse erzielt werden", sagt sie. Doch auch für Erfahrene sei es "immer wieder überraschend, wie der Druck am Ende aussieht".

Die Schlei-Akademie findet noch bis Freitag, 10. August, im St.-Nicolai-Heim Sundsacker statt. Eine Anmeldung ist möglich unter Tel. 04642 / 914 45 25 oder per E-Mail an kohla@schlei-akademie.de. Tagestickets kosten 60 Euro mit Mittagessen. Weitere Infos gibt es unter www.schlei-akademie.de.