Für ihre „herausragende“ Lebensleistung hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) beim Festakt „70 Jahre Anwerbeabkommen“ allen Gastarbeitern gedankt. Sie hätten mit Durchhaltevermögen, Fleiß und Mut „das erste deutsche Wirtschaftswunder mit ermöglicht und damit unseren heutigen Wohlstand mitbegründet“, sagte der Minister laut Pressemitteilung bei einem Empfang in der Münchner Residenz am Montagabend. Der historisch geprägte Begriff des „Gastarbeiters“ müsse deshalb immer mit Dankbarkeit und Anerkennung verwendet werden.
Herrmann erinnerte auch an die Schattenseiten des Lebens von Menschen aus Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei, aus Marokko, Portugal, Tunesien und dem ehemaligen Jugoslawien in ihrer neuen Heimat Deutschland. Als Gastarbeiter hätten sie „teilweise erniedrigende medizinische Untersuchungen“ über sich ergehen lassen müssen. Die heimische Bevölkerung sei vielerorts „nicht frei von Vorurteilen“ gewesen, sodass sich Gastarbeiter oft „einsam und am Rande der Gesellschaft“ gefühlt hätten. „Sich dem allen gestellt und dennoch nicht aufgegeben zu haben, ist eine herausragende Leistung, die Deutschland nicht vergessen wird“, betonte der Innenminister.
Heute gehöre die Generation der Gastarbeiter mit ihren Nachkommen „zum selbstverständlichen Bild Deutschlands und Bayerns“, erklärte der Politiker. Mit ihrer Kultur, Tradition und Lebensfreude hätten sie die Gesellschaft entscheidend mitgeprägt.
Um den Arbeitskräftemangel zu mindern, hatte die Bundesrepublik 1955 mit Italien das erste Anwerbeabkommen abgeschlossen. Es folgten Abkommen mit Griechenland und Spanien (1960), der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und dem damaligen Jugoslawien (1968). Die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland stieg von rund 330.000 im Jahr 1960 auf 1,5 Millionen im Jahr 1969 und auf 2,6 Millionen im Jahr 1973. (3612/18.11.2025)