Zwei Tage für die Ewigkeit: An den ersten Novembertagen erinnert die Kirche an Heilige und Verstorbene. Warum sich das Totengedenken verschoben hat, welche Bräuche gepflegt werden und was Halloween damit zu tun hat.
An Allerheiligen, dem 1. November, besuchen viele Menschen die Gräber ihrer Angehörigen. Dabei gehörte das Totengedenken ursprünglich zum 2. November, dem sogenannten Allerseelentag. Das Brauchtum verändert sich, wie aktuelle Umfragen zeigen. Außerdem kennen viele Menschen heute nicht mehr die Bedeutung der Feiertage. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) erklärt, was es mit beiden Tagen auf sich hat.
An Allerheiligen erinnert die katholische Kirche an alle Menschen, die ein heiligmäßiges Leben geführt haben. Dabei lenkt sie den Blick auf die Tatsache, dass nach Lehre der Kirche jede und jeder zur Heiligkeit berufen ist. Entsprechend können – neben den offiziell heiliggesprochenen Menschen – auch viele andere Verstorbene wie Heilige verehrt werden.
Knapp ein Drittel der Deutschen (31 Prozent) kennt die Bedeutung von Allerheiligen nicht. In einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage für das Portal “Web.de News” gaben dagegen 41 Prozent an, die Bedeutung “auf jeden Fall” zu kennen, während 19 Prozent mit “Eher ja” antworteten.
Bei den Menschen über 65 kannten noch 64 Prozent die Hintergründe, bei den 50- bis 64-Jährigen waren es noch 63 Prozent. Von den 18- bis 29-Jährigen konnte die Hälfte nicht erklären, was an Allerheiligen gefeiert wird.
An Allerseelen gedenkt die katholische Kirche der Toten. Nach alter Tradition beten die Hinterbliebenen vor allem für die “Seelen im Fegefeuer”, also für jene, die noch eine Art Reinigung brauchen, bevor sie die volle Gemeinschaft mit Gott erreichen.
Bereits im 4. Jahrhundert ist in Antiochien ein “Herrentag aller Heiligen” belegt, der damals am Sonntag nach Pfingsten gefeiert wurde. Im Zuge der Christenverfolgungen war die Zahl der Märtyrer rasant angestiegen, so dass es ratsam erschien, einen Festtag für all jene Heiligen einzuführen, denen im kirchlichen Kalender kein eigener Gedenktag eingeräumt werden konnte. Papst Gregor IV. war es schließlich, der dieses Fest 835 verbindlich für die Gesamtkirche auf den 1. November legte. Orthodoxe Christen feiern das Fest weiterhin am Sonntag nach Pfingsten.
Der Allerseelentag geht auf Abt Odilo von Cluny zurück. 998 führte er diesen Gedenktag für die Verstorbenen in allen ihm unterstellten Klöstern ein. Schnell verbreitete sich die Idee, auch wenn die offizielle Festsetzung des Gedenktages erst im Jahr 1915 durch Papst Benedikt XV. erfolgte.
Es hat vor allem pragmatische Gründe, dass sich das Totengedenken mehr und mehr auf den Allerheiligentag verschoben hat. Denn Allerheiligen ist anders als Allerseelen in mehreren Bundesländern Feiertag. Aber auch theologisch stehen beide Feste in einem engen Zusammenhang. So gehen Allerheiligen und Allerseelen auf die christliche Überzeugung zurück, dass durch Jesus Christus eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten besteht. Der Blick weitet sich vom irdischen Leben hin zur himmlischen Vollendung nach dem Tod.
An diesen Tagen besuchen viele Menschen die Gräber ihrer Angehörigen, die zu diesem Anlass festlich geschmückt wurden. Vor allem in katholisch geprägten Regionen gibt es Gräberumgänge und Gräbersegnungen. Oft kommen hierzu Familienmitglieder aus nah und fern zusammen.
In einer am Donnerstag veröffentlichten Yougov-Umfrage für die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) sagte fast jeder Zweite, er wolle in den kommenden Tagen einen Friedhof besuchen – 13 Prozent an Allerheiligen, 3 Prozent an Allerseelen, 7 Prozent an beiden Tagen und rund 25 Prozent an einem anderen Tag rund um die beiden Feiertage.
Im süddeutschen Raum werden in diesen Tagen süße Seelenzöpfe oder Seelenbrezeln gebacken. Diese werden aus Hefe- oder Blätterteig hergestellt und mit Mandeln oder Zucker bestreut.
Vor allem Kinder verbinden mit Allerheiligen auch das Halloween-Brauchtum am Vorabend, das seit einiger Zeit aus dem englischen Sprachraum nach Deutschland geschwappt ist. Der Ursprung dieses Festes ist in der Tat eng mit dem christlichen Allerheiligentag verbunden. So geht der Name auf die englische Bezeichnung “All Hallows eve”, also den Vorabend des Allerheiligenfestes zurück.
In Mexiko wird rund um Allerheiligen der “Dia de los muertos” gefeiert, ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten, bei dem sich indigene und christliche Traditionen vermischt haben.
Allerheiligen ist nur in stärker katholisch geprägten Bundesländern ein Feiertag, nämlich in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.