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Headhunterin: In Pink zum Bewerbungsgespräch kommen ist okay

Persönlichkeit und Präsenz zählen auch in Spitzenjobs mehr als Äußerlichkeiten: Das betont eine Personalberaterin. In der jüngeren Generation sieht sie großes Potenzial – und hat Tipps für Bewerberinnen und Bewerber.

Im knalligen Look zum Gespräch für den Spitzenjob? Das sieht Headhunterin Elke Hofmann nach eigenen Worten entspannt. Für das Outfit gebe es keine Regeln, sagte sie im Interview des “Spiegel” (Freitag): “Nur ordentlich sollte es sein. Entscheidender ist die Persönlichkeit.” Sie achte vor allem darauf, “ob jemand einen Auftritt hat, eine natürliche Präsenz”. Die 55-Jährige ist Deutschlandchefin der Schweizer Personalberatung Egon Zehnder, die hierzulande als Marktführer gilt.

Sie sei ein “Fan der Meritokratie”, fügte Hofmann hinzu – also davon, dass der oder die Beste bei einer Stellenbesetzung zum Zuge kommen sollte. Die Frauenquote habe indes geholfen, hierzulande mehr Frauen in Top-Positionen zu bringen, und beim Führungsnachwuchs gebe es inzwischen “genauso viele großartige Frauen wie Männer, die Ambition und Gestaltungswillen mitbringen”. Damit sich diese Entwicklung fortsetze, müsse gesellschaftspolitisch noch einiges passieren: “In meinem Team gibt es noch immer junge Mütter, die mich aus der Elternzeit anrufen und sagen: Du, ich bleibe noch eine Weile raus, ich finde keinen Kitaplatz. Auch daran scheitert vieles.”

Verbreitete Beschwerden über die jüngere Generation könne sie nicht nachvollziehen, sagte die Expertin. Die Nachwuchsführungskräfte, mit denen sie zu tun habe, seien hochmotiviert und wollten etwas bewirken. “Was anders ist: Sie suchen viel stärker nach dem ‘Purpose’, dem Sinn ihrer Arbeit. Das hat aber nichts mit fehlender Leistungsbereitschaft zu tun.” Dass nach der Vier-Tage-Woche gefragt werde, beobachte sie eher selten. Jedoch entschieden sich beispielsweise zunehmend Männer für eine Elternzeit, um sich bewusst um ihre Kinder zu kümmern.

Zugleich gebe immer weniger Führungskräfte, die sich selbst für unfehlbar hielten, betonte Hofmann. “Dieser Typ Manager ist ein Auslaufmodell.” Daher setze sie große Hoffnungen in die künftigen Generationen: “Sie können vieles zum Positiven verändern. Und sie wollen das auch.”