Der Handelsverband Baden-Württemberg sieht bei einer deutlichen Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns erhebliche Risiken für die Beschäftigung im Einzelhandel. Eine aktuelle Umfrage unter rund 550 Handelsunternehmen habe ergeben, dass zwei Drittel der Betriebe bei einer starken Erhöhung die Zahl ihrer Stellen möglicherweise abbauen werden, teilte der Verband am Donnerstag in Stuttgart mit.
„Der Einzelhandel befindet sich im dritten Krisenjahr in Folge“, erklärte Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Verbands. Die Mitgliedsbetriebe hätten mit erheblichen Kostensteigerungen, knappen Gewinnspannen und kaum vorhandenen finanziellen Puffern zu kämpfen. „Eine weitere Belastung durch einen höheren Mindestlohn kann von vielen Betrieben schlicht nicht mehr gestemmt werden“, so Hagmann. Sie bezeichnete es als „alarmierendes Signal“, dass nun auch größere Unternehmen, die bislang stabile Beschäftigungszahlen vorweisen konnten, Stellenstreichungen in Erwägung zögen.
Zusätzlich zu direkten Folgen für Arbeitsplätze befürchtet der Verband einen „Lohndruck“ auf das gesamte Tarifgefüge. Philip Merten, Vorsitzender der Tarifkommission des Verbands, warnte vor einem „Dominoeffekt“. Steige der Mindestlohn über jegliche Produktivitätszuwächse, müssten nicht nur die tariflichen Einstiegslöhne angepasst werden. Auch die darüberliegenden Gehaltsgruppen passten dann nicht mehr, um ausreichende Abstände zu wahren.
Vor diesem Hintergrund spricht sich der Handelsverband Baden-Württemberg für eine Nullrunde bei der nächsten Anpassung des Mindestlohns aus. Die unabhängige Mindestlohnkommission solle in ihrer Entscheidung die angespannte Lage der Branche berücksichtigen und einer politischen Einflussnahme widerstehen. (1410/12.06.2025)