Hamburg gedenkt Opfer der Shoa

Hamburg hat am Donnerstag, dem 85. Jahrestag der Reichspogromnacht, der Opfer der Shoa in der NS-Zeit gedacht. Die Hamburger Stadtgesellschaft, Vertreterinnen aus Politik, Kultur, Wirtschaft, Religion, Wissenschaft und Sport hätten auf dem Joseph-Carlebach-Platz (dem ehemaligen Bornplatz) an das düsterste Kapitel deutscher Geschichte erinnert und zugleich ihre Solidarität mit den heute lebenden Jüdinnen und Juden bekräftigt, teilte die Stiftung Bornplatzsynagoge mit. Zum Auftakt wendeten sich laut Mitteilung Angehörige einer von der Hamas entführten Familie an die Öffentlichkeit.

Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister Hamburgs, sagte laut Mitteilung: Der ehemalige Bornplatz verbinde wie kein anderer Ort die Geschichte und die Zukunft des jüdischen Lebens in Hamburg. „Hier wurde vor 85 Jahren Hamburgs Hauptsynagoge zerstört – hier wird sie wieder aufgebaut und ein Zentrum des jüdischen Lebens, der jüdischen Kultur und Religion für künftige Generationen geschaffen.“ Hamburg stehe für eine weltoffene, tolerante Gesellschaft und habe keinen Millimeter Platz für Antisemitismus. „Angesichts des Terrors der Hamas stehen wir fest an der Seite Israels.“

Bürgerschafts-Präsidentin Carola Veit (SPD) sagte: „Die Hamburgische Bürgerschaft hat sich gerade gestern in ihrer Sitzung noch einmal klar und deutlich zur Solidarität und Hamburgs engen Verbindungen mit Israel bekannt.“ Der zunehmend sichtbare Antisemitismus mache größte Sorgen. Hamburg stehe an der Seite der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. „Es ist unsere Verantwortung, dass jüdisches Leben sichtbar sein kann und Jüd:innen ihren Glauben frei und sicher ausleben können.“

Philipp Stricharz, Vorstand der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, erklärte laut Mitteilung: „Deutschlands Demokratie muss wehrhaft bleiben. Dazu gehört auch, für das Recht anderer Demokratien einzustehen, sich gegen barbarische Angriffe zur Wehr zu setzen.“ Zur deutschen Demokratie müsse auch gehören, „dass man sich ohne Sorge und jederzeit als jüdischer Deutscher zu erkennen geben kann. Und das ist nicht der Fall.“

Daniel Sheffer, Vorsitzender des Stiftungsrats Bornplatzsynagoge, sagte: „Vor 85 Jahren wollten uns die Nazis vernichten. Aktuell sind unsere Leben wieder bedroht. Doch wir werden uns nicht verstecken!“ Luisa Neubauer, Klima-Aktivistin und Publizistin, erklärte: „Unsere Antwort auf Hass und Hetze ist nicht Gegenhass, unsere Antwort ist Haltung. Antisemitismus mache sich Platz, “sobald wir nicht dagegenhalten“.

Die im Jahr 1906 eingeweihte Synagoge am Bornplatz im Hamburger Grindelviertel zählte zu den größten freistehenden Synagogen Nordeuropas. Im Zuge der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge geplündert und geschändet. 1939 wurde die Jüdische Gemeinde zum Abriss ihrer Synagoge gezwungen, das Grundstück wurde von den Nazis enteignet.

Am 27. September 2023 habe die Hamburgische Bürgerschaft einstimmig die Rückgabe des Grundstücks an die Jüdische Gemeinde beschlossen, heißt es in der Mitteilung. Zu Errichtung und Betrieb der „Neuen Bornplatzsynagoge“ habe die Jüdische Gemeinde die Stiftung Bornplatzsynagoge gegründet. Die Stiftung fördere das jüdische Leben in Hamburg, begleite den Wiederaufbau nach historischem Vorbild und den zukünftigen Betrieb der Synagoge.