Habeck: Merkel betrieb “Normalität in Perfektion”

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) „Normalität in Perfektion“ attestiert. „Merkel konnte man sich beim Kuchenbacken oder Kartoffelschälen oder beim ‘Tatort’-Gucken vorstellen, und man wusste, dass sie auch als Regierungschefin in den Supermarkt und ins Kino, ins Theater ging“, schreibt Habeck in einer frühen Gratulation zu Merkels 70. Geburtstag am 17. Juli im Magazin „Rolling Stone“ und fügt hinzu: „Man spürte eine Nahbarkeit, eine wohltuende Normalität.“

Habeck würdigte, dass Merkel „als Frau aus dem Osten Seilschaften von Männern aus dem Westen und das dazugehörige Gehabe“ durchbrochen hat. „Ihr Umgang mit männlichen Parteigranden wurde manchmal als chauvinistisch bezeichnet. Es war in Wahrheit der Sieg über den Chauvinismus“, schreibt der Wirtschaftsminister in dem Beitrag, der am Donnerstag online veröffentlicht wurde. „Ob er von Dauer ist, werden wir im nächsten Jahr im Wahlkampf besichtigen können“, fügte Habeck hinzu, ohne den Namen des aktuellen CDU-Parteichefs und Merkel-Widersachers Friedrich Merz zu nennen.

Merkel habe ihre eigene Biografie kaum politisch benutzt. „Als Frau hat sie sich zurückgenommen, von der Kleidung über den Habitus bis hin zu den Inhalten, und auch ihre ostdeutsche Herkunft hat sie selten politisch eingesetzt“, schreibt Habeck: „Heute versteht man, warum sie das so gemacht hat: Normalität in Perfektion zu betreiben bedeutet eben auch, die unübersehbaren Eigenheiten der Biografie nicht herauszustellen oder zu instrumentalisieren.“