Gysi und Guttenberg plädieren für versöhnlichen Ton und Zuhören

Seit einem Jahr unterhalten sich Karl-Theodor zu Guttenberg und der Politiker Gregor Gysi via Podcast über aktuelle und persönliche Themen. Nun liegen Teile der Gespräche in Buchform vor. Geht so Versöhnung?

Aus Sicht des Ex-CSU-Politikers und Podcasters Karl-Theodor zu Guttenberg gibt es in der Gesellschaft “ein tiefsitzendes Bedürfnis, wieder versöhnlicher miteinander” umzugehen. “Ich habe das Gefühl, dass sich viele Menschen nicht zwingend in den Defätismus treiben lassen wollen”, sagte Guttenberg am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des neuen Buches “Gysi gegen Guttenberg” (Verlag Herder), das er mit Gregor Gysi (Linke) veröffentlicht hat. Grundlage des Buches ist der seit dem Juni 2023 ausgestrahlte, gleichnamige Podcast der beiden: Einmal die Woche sprechen sie über aktuelle und persönliche Themen. Sechs Million Downloads können sie vorweisen.

Mit dem Podcast “Gysi gegen Guttenberg” gebe man ein Beispiel, was ein konstruktives Miteinander erleichtern könne, ist Guttenberg überzeugt. “Was hilft, ist es, zuzuhören und Argumente abzuwägen”, so Guttenberg weiter. “Kleine Techniken, die wir nicht inszenieren, sondern auch im alltäglichen Umgang pflegen.” Dies ermögliche es, auch über kontroverse Themen mit Respekt vor der anderen Person zu sprechen. Auch wenn man bei einigen politischen Themen unterschiedliche Auffassungen habe.

Gysi betonte, dass er zu seiner Zeit als Anwalt in der DDR gelernt habe, völlig unterschiedlichen Menschen zuzuhören. Davon profitiere er bis heute. Auch von Guttenberg, der als westdeutscher Adeliger eine ganz andere Herkunft habe, als er selbst, habe er einiges gelernt, etwa über Social Media und die Vereinigten Staaten. Dabei verhehlte Gysi nicht, dass er als jemand, der 23 Jahre älter ist als der frühere CSU-Minister, der sich nach einer Plagiats-Affäre aus der Politik zurückzog, einige Dinge besser durchblickt: “Ich bin Dein Psychologe.”

Nach seinem zeitweiligen Rückzug aus der Politik nach drei Schlaganfällen, so Gysi, habe er darauf geachtet, gesund zu leben. “Ich schwimme, radle mit dem e-Bike, spiele Tischtennis, gehe Wandern und laufe Abfahrts-Ski”, so der 76-Jährige. Auch dank Arbeit und Besuchen von Freunden bleibe er “wach”. Zeit, sich anderer Leute Podcasts anzuhören, habe er allerdings keine.