Gütersloher Kreistag stimmt Kompromiss für Gedenkort Stalag 326 zu

Der Plan zum Ausbau des Gedenkorts für sowjetische Kriegsgefangene in Schloß Holte-Stukenbrock zu einer nationalen Gedenkstätte hat eine wichtige Hürde genommen: Der Kreistag Gütersloh stimmte am Montag in einer Sondersitzung mit 52 zu 6 Stimmen für einen von CDU, Grünen, SPD, FWG-UWG und FDP eingebrachten Kompromiss zur Weiterentwicklung des Gedenkorts, wie das Kreishaus Gütersloh mitteilte. Im Herbst hatte die CDU noch gegen eine Beteiligung an den Betriebskosten für den Gedenkort gestimmt. Den Kompromiss hatte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) erarbeitet, ausgehandelt wurde er von NRW-Landtagspräsident André Kuper.

Die aktualisierte Planung sieht vor, das Gelände auf etwa sieben Hektar zu verkleinern. Zudem wurde der Bau eines ursprünglich geplanten Besucherzentrums gestrichen. Die Ausstellung entsteht den Angaben zufolge zudem weitgehend in den Bestandsgebäuden und im Freiraum. Auch wurde die Zahl der zu erwartenden Besucherinnen und Besucher von jährlich 200.000 auf 75.000 abgesenkt, was zu einer Reduktion der Personalkosten führte. „Dadurch sinken die Betriebskosten von ursprünglich 5,6 auf 4,2 Millionen Euro pro Jahr“, erklärte der Kreis Gütersloh. Von den Betriebskosten solle der Kreis fünf Prozent tragen.

„Die zukünftige Gedenkstätte soll sich in Trägerschaft einer Stiftung befinden, die voraussichtlich in 2024 errichtet werden soll“, erklärte der Kreis. Sie werde aus Stiftungsrat, Vorstand, wissenschaftlichem Beirat, gesellschaftlichem Beirat und Geschäftsführung bestehen. In allen weiteren Planungen soll den Angaben zufolge der bestehende Förderverein der Gedenkstätte berücksichtigt werden. Kreis und Stadt Schloß Holte-Stukenbrock sollen demnach ebenfalls im weiteren Prozess eingebunden und beteiligt werden.

Kuper hatte Ende Februar dem Evangelischen Pressedienst (epd) gesagt, der Kompromiss mache das Projekt für alle Beteiligten günstiger. Trotz der Kürzungen bleibe es bei der Absicht, einen Gedenkort von „nationaler Bedeutung“ in Schloß Holte-Stukenbrock zu schaffen. Kuper hatte die vor sieben Jahren gegründete Lenkungsgruppe zur Weiterentwicklung der Gedenkstätte geleitet. Nun müssen noch LWL und der nordrhein-westfälische Landtag der veränderten Planung zustimmen.

Nach den Plänen von Bund, Land NRW und LWL soll der Gedenkort für sowjetische Kriegsgefangene bis 2031 zu einer nationalen Gedenkstätte erweitert werden. Die derzeitige Gedenkstätte im ostwestfälischen Schloß Holte-Stukenbrock erinnert an die etwa 300.000 Gefangenen, die von 1941 bis 1945 das „Stammlager 326“ (Stalag) der Nationalsozialisten durchliefen. Von dort wurden sie zur Zwangsarbeit im Ruhrbergbau sowie in Landwirtschaft und Industrie eingesetzt. Schätzungen zufolge starben etwa 65.000 Menschen aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen in dem Lager, in einem nahe gelegenen Lazarett und in den Arbeitskommandos.