Grußworte von Wüst und Kurschus: Westfälische Landessynode begonnen

Mit Appellen zu gesellschaftlichem Engagement und weiterer Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche hat am Sonntag in Bielefeld die Herbstsynode der Evangelischen Kirche von Westfalen begonnen. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hob in einem Videogrußwort die Bedeutung der Kirchen gerade in Krisenzeiten hervor. Die vor einem Jahr als westfälische Präses zurückgetretene Theologin Annette Kurschus sagte in einer kurzen Rede, es sei Zeit, gemeinsam nach vorne zu blicken und den Weg der Missbrauchsaufarbeitung weiterzugehen. Auch die leitenden Theologen des Erzbistums Paderborn und der Lippischen Landeskirche betonten, die Kirchen müssten sich diesem Thema stellen.

Im Auftaktgottesdienst zu der viertägigen Synode in Bielefeld-Bethel unterstrich die Theologin Alena Höfer die Hoffnung der biblischen Botschaft in Krisenzeiten. „Wir erleben, wie antidemokratische, menschenfeindliche und lebenzerstörende Haltungen wieder lauter werden“, sagte sie.

Ministerpräsident Wüst sagte, viele Menschen seien verunsichert durch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, Antisemitismus und den Klimawandel. In solch schwierigen Zeiten brauchten die Menschen Halt, Orientierung und Hoffnung. „Der christliche Glaube und die christlichen Werte können ihnen all das geben.“ Der CDU-Politiker dankte den Kirchen für ihr vielfältiges Engagement bei den „großen gesellschaftlichen Aufgaben“, mit dem sie den Zusammenhang stärkten und „das Leben vieler Menschen Tag für Tag ein Stück menschlicher und ein Stück besser“ machten.

Die mit viel Applaus bedachte frühere westfälische Präses Kurschus sagte, sie habe mit ihrem Rücktritt von allen kirchenleitenden Ämter vor einem Jahr Verantwortung übernommen und dafür „einen verflixt hohen Preis bezahlt“. Umso wichtiger sei ihr, „dass wir gerade im Blick auf die Aufarbeitung unseres Umgangs mit sexualisierter Gewalt in unserer Kirche konstruktiv weitergehen und uns alle bemühen, dass da Gutes draus entsteht“.

Die 61-Jährige war am 20. November vergangenen Jahres nach fast zwölfjähriger Amtszeit als leitende Theologin der westfälischen Kirche zurückgetreten. Zudem gab sie ihr Amt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ab. Grund war mangelhafte Kommunikation im Zusammenhang mit einem Missbrauchsverdacht gegen einen ehemaligen Kirchenmitarbeiter.

Der Theologische Vizepräsident der westfälischen Kirche, Ulf Schlüter, kündigte an, im Frühjahr oder Sommer 2025 werde Kurschus „angemessen und würdig“ verabschiedet. Ihr Rücktritt habe eine große Lücke hinterlassen.

Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz nannte die Missbrauchs-Aufarbeitung eine gemeinsame Aufgabe der beiden großen Kirchen. Der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends sagte. „Wir alle stehen in der Verantwortung, uns dem Thema der Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt in unseren Kirchen und der Folgen, die aus der ForuM-Studie zu ziehen sind, zu stellen.“

Die westfälische Kirche ist die viertgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland, sie hat rund 1,9 Millionen Mitglieder. Die bis Mittwoch tagende Landessynode ist das oberste Beratungs- und Entscheidungsorgan.