Grund zum Danken

Über Dank und Fülle schreibt Roland Springborn. Er ist Pastor im Ruhestand in Greifswald.

Der Predigttext des folgenden Sonntags lautet: „Alles ist gut, was mit Danksagung empfangen wird.“ aus 1. Timotheus 4, 4-5
Alle reden vom Wetter! Ich auch. Monatelang hatte es bei uns in Pommern, aber auch anderswo im Norden, so gut wie nicht geregnet. Für die Touristen und Urlauber super; Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen, alles ausgebucht; für Eisdielen und Strandkorbvermieter der ideale Sommer. 
Dagegen war es für die vielen Landwirte und Gärtner eine Katastrophe. Das Getreide blieb auf halbem Weg stehen. Es hörte einfach auf zu wachsen. Das Gras stand braun und geschmacklos und mehr als kümmerlich auf der Wiese. Die Erträge waren dementsprechend. Mancher Betrieb musste gar um seine Existenz fürchten. 
Und dann heute Erntedankfest. Gibt es da überhaupt einen Grund zum Danken? 
Ich denke, ja.
Allen Klagen und Unkenrufen zum Trotz geht es uns gut. Vielleicht regt uns das Erntedankfest in diesem Jahr einmal dazu an, gerade auch für weniger als sonst zu danken. Wer immer die Fülle hat, kann leicht das Danken für weniges vergessen, ja für überflüssig halten. Wer dankt, sieht sich dem schenkenden Gott gegenüber. Der knausert nicht, auch wenn manche es meinen. Wer dankt, der öffnet sich dem Wort Gottes und erkennt, dass das Menschen Brot und Gottes Wort zusammengehören. Beides sind Lebensmittel, Mittel zum Leben.
„Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott“ singen wir in einem Lied vielleicht heute im Erntedankfestgottesdienst im Angesicht eines wieder reichlich und liebevoll geschmückten Altars. Was unter dem Wort Gottes und dem Gebet steht, ist geheiligt; also eigentlich immer noch – oder gerade – Gottes. Es ist Empfangenes, das weitergegeben werden möchte und kann.
Wer dankt, sieht weiter, über den Tellerrand seiner Ackergrenze und seines Tisches hinaus. Wer dankt, kann fröhlich teilen. Denn das, was er empfängt, ist nicht zum Wegwerfen, sondern Weggeben. „Gebet“ und – etwas anders betont – „gebet“ gehören zusammen. Betende Hände und Herzen sind gebende Herzen und Hände. Heute schon gedankt? Ja. Gern. 
Unser Autor
Roland Springborn
ist Pastor im Ruhestand aus Greifswald.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.