Das Ulmer Münster wird zu einer Baustelle und schließt zeitweise seine Pforten. Die größte Kirche in Deutschland soll wegen Bauarbeiten Anfang nächsten Jahres zwischen sechs und acht Wochen gesperrt werden, wie die Leiterin des Besucherdienstes am Münster, Iris Ettrich, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Ende Januar werde ein 18 Meter breites und 25 Meter hohes Großgerüst aus Aluminium im Kirchenschiff errichtet, um Beschädigungen am Gewölbe zu analysieren und beseitigen zu können. Im Frühjahr 2023 war ein Brocken aus dem Verputz der Decke in die Kirche gestürzt, seitdem sind einzelne Teile des Münsters für Besucher gesperrt.
Der mit gut 161 Metern weltweit höchste Kirchturm bleibt Ettrich zufolge allerdings auch während der Bauphase zugänglich. Die Öffnungszeiten für die derzeit höchste Besucherplattform in 102 Metern Höhe solle sogar um drei Stunden auf 18 Uhr (im Winter auf 17 Uhr) erweitert werden. Wegen Bauarbeiten im Turm und Brandschutzauflagen ist der höchste Balkon auf 142 Metern noch gesperrt und soll in Zukunft nur noch bei Führungen erreichbar sein.
Neues digitales System
Den Zugang zu dem Münsterturm erleichtert ein neu installiertes digitales System, wie die Besuchsdienst-Leiterin erläutert. Die Tickets für die Turmbesteigung können jetzt online über eine App oder im Voraus gelöst werden. Das erleichtere den Besuchern die Planung und vermeide Wartezeiten und Schlangen vor dem Münstershop, an dem bisher die Karten erhältlich waren. Außerdem ließe sich durch ein Ampelsystem der Besucherstrom steuern. Das Limit von 100 Menschen gleichzeitig im Turm sei aber bisher noch nie erreicht worden.
Im Gegensatz zum Turm bleibt das Münster als Kirche ohne Eintritt offen, betont Ettrich. Für viele Menschen sei das Münster eine Ruheinsel im Alltagsgetriebe. So werde die „Mittagsandacht“ mit Orgelmusik an Werktagen als „körperliche und seelische Verschnaufpause“ genutzt. Eine gute Resonanz finde auch die Möglichkeit, spontan eine Kerze zu entzünden oder einen Zettel mit persönlichen Wünschen aufzuhängen. In seiner Wirkung stehe das Münster in einem dauernden Spagat zwischen einer Kirche als spirituellem Ort für Gottesdienst und Andacht und einer touristischen Attraktion.
Publikumsmagnet zieht immer mehr Menschen an
Als Sehenswürdigkeit wird das Münster immer mehr zu einem Publikumsmagnet. Im letzten Jahr verzeichnete das Münster mit über einer Million Besuchern und 105.000 Turmbesteigungen Rekordzahlen. Die Touristen kommen Ettrich zufolge „bunt gemischt“ aus europäischen Ländern, Asien und den USA, besonders zahlreich seien Besucher aus Russland und der Ukraine.
