Greifswald: 75 Jahre Deutscher Evangelischer Kirchentag wird gefeiert
Das 75-jährige Jubiläum des Deutschen Evangelischen Kirchentags soll am 20. und 21. September in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) mit einem Fest auf dem Marktplatz gefeiert werden. Die Feier steht unter dem Motto „Friede sei mit dir“, wie die Nordkirche und der Deutsche Evangelische Kirchentag am Freitag gemeinsam mitteilten. Zuvor beschäftige sich eine wissenschaftliche Tagung unter der Überschrift „Auf der Suche nach Frieden“ vom 19. bis 21. September im Greifswalder Kruppkolleg mit den friedensethischen Debatten auf den Kirchentagen in Ost und West seit 1949, hieß es.
Beim Jubiläumsfest laden die Nordkirche und der Pommersche Evangelische Kirchenkreis den Angaben zufolge ein zu Gottesdiensten, Interviews auf dem Roten Sofa, Musik und einem Rahmenprogramm mit vielen Angeboten für Kinder und Jugendliche. Bischof Tilman Jeremias (Greifswald) lade Kirchentagsfans, Menschen aus der Region und die Greifswalderinnen und Greifswalder ein, mitzufeiern. Jeremias sagte: „Wir freuen uns sehr, das Jubiläum des Kirchentags hier in Greifswald zu feiern und hoffen, dass sich auch Menschen vom Programm ansprechen lassen, die sonst nicht viel mit Kirche zu tun haben.“
Kirchengeschichtsprofessor Thomas Konrad Kuhn (Universität Greifswald) war laut Mitteilung maßgeblich daran beteiligt, die Jubiläumsveranstaltung nach Greifswald zu holen. Kuhn sagte: „Kirchentag wird in der öffentlichen Wahrnehmung wie in der Forschung gerne mit der westdeutschen Tradition gleichgesetzt. Diese Veranstaltungen waren häufig dominiert von politischen Themen wie der Wiederbewaffnung oder dem Nato-Doppelbeschluss und sichtbar gemacht etwa durch die lila Tücher.“ Dabei werde viel zu wenig die ostdeutsche Tradition der Kirchentage berücksichtigt, „die kleiner und weniger politisch waren und dennoch einflussreich“.
Das vorpommersche Greifswald habe sich angeboten, da Reinold von Thadden (1891-1976), Wegbereiter und erster Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags, aus Pommern stammte und bereits 1932 ein Vorläufer der Kirchentage in Stettin (heute: Szczecin) stattfand, sagte Kuhn. „Zudem wollen wir mit diesem Veranstaltungsort Geschichte und gegenwärtige Bedeutung des ostdeutschen – besonders des pommerschen – Protestantismus und die Kirche in der DDR würdigen“, sagte der Theologe.
Die Feierlichkeiten sollen am Freitagabend (20. September) mit einem Gottesdienst im Dom St. Nikolai starten, in dem Bischof Jeremias predigt. Bei der „Nacht der Lichter“ mit Bruder Paolo aus Taizé und dem Hamburger Gebärdenchor „Hands and Souls“ soll der Greifswalder Marktplatz im Schein vieler Kerzen leuchten, hieß es. Zum Festprogramm am Sonnabend (21. September) gehöre der Auftritt des Liedermachers Gerhard Schöne. Als Gäste auf dem Roten Sofa werden auch Oksana Schorlemmer, die ukrainischen Geflüchteten in Deutschland hilft, und Bischof Friedrich Kramer, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland, erwartet. Beim Abschlussgottesdienst wird die Generalsekretärin des Kirchentages, Kristin Jahn, predigen.
Der erste Deutsche Evangelische Kirchentag wurde 1949 als christliche Laienbewegung gegründet und besteht bis heute als unabhängiger Verein fort. Alle zwei Jahre bringt er als Dialog- und Kulturevent tausende Menschen in einer anderen deutschen Großstadt zusammen. 1949 fand der erste Kirchentag im niedersächsischen Hannover statt. Der nächste Kirchentag ist vom 30. April bis 4. Mai 2025 in Hannover unter der Losung „mutig – stark – beherzt“ geplant.