Die großen Supermarktketten in Deutschland haben den Anteil an Billigfleisch in ihrem Sortiment weiter reduziert. Dennoch kommen immer noch 80 Prozent des dort angebotenen Fleisches aus den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2. Bei verarbeiteten Fleisch- und Wurstwaren sind es sogar über 90 Prozent. Das geht aus der siebten jährlichen Greenpeace-Abfrage zur freiwilligen Kennzeichnung des Fleischangebots bei Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto, Penny und Rewe hervor.
Billigfleisch und Tierwohl: Wandel in Supermärkten stockt
Die Supermärkte hatten einen Ausstieg aus diesen beiden Haltungsformen bis 2030 angekündigt. 2024 hatte Greenpeace zufolge deren Anteil bei 82, 2023 bei 87 und 2022 bei 88 Prozent gelegen. “Wenn das Tierwohl-Versprechen mehr als ein schaler PR-Gag sein soll, dann müssen die Supermärkte jetzt endlich in die Gänge kommen bei der Umstellung”, mahnte die Landwirtschaftsexpertin der Umweltorganisation, Anne Hamester.
Zwar sei es den Händlern – bis auf Rewe – inzwischen gelungen, bei Geflügel- und Schweinefleisch vollständig auf die schlechteste Haltungsform zu verzichten. Doch beim Rindfleisch stamme immer noch mehr als die Hälfte des gekennzeichneten Angebots (52 Prozent) aus Haltungsform 1. Die Expertin kritisierte außerdem, dass anders als im Selbstbedienungsbereich an den Bedientheken nur etwas mehr als ein Drittel der unverarbeiteten Fleischprodukte gekennzeichnet sei.
Bei den Haltungsformen bedeutet 1 “Stallhaltung” nach den gesetzlichen Mindeststandards. Die Tiere haben keinen Zugang zu Frischluft, der Platz pro Tier ist stark begrenzt. 2 heißt “Stallhaltung Plus” mit lediglich etwas mehr Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Tiere.
Tierwohl: Welche Vorteile höhere Stufen bieten
Haltungsform 3 bedeutet “Außenklima”. Hier haben die Tiere Zugang zu Außenbereichen, was ihnen mehr Bewegungsfreiheit und Frischluft ermöglicht. Haltungsform 4 “Premium” entspricht den höchsten Standards und ist vergleichbar mit den Anforderungen des EU-Bio-Labels. Die Tiere haben viel Platz, Zugang zu Außenbereichen und es wird stärker auf ihr Wohlbefinden geachtet. Haltungsform 5 kennzeichnet Produkte aus ökologischer Tierhaltung und steht für die höchsten Standards in der Tierhaltung gemäß den EU-Öko-Verordnungen.
Für eine umfassende Ernährungswende braucht es verlässliche politische Rahmenbedingungen, forderte Hamester weiter. Doch Transparenz, Tierschutz und Klimaschutz spielten unter Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) kaum noch eine Rolle: “Führt Minister Rainer diesen Kurs fort, macht er alle bisherigen Fortschritte zunichte.”
