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Grab von WM-Reporterlegende Herbert Zimmermann abgeräumt

Unmittelbar vor dem 70. Jahrestag des Wunders von Bern: Das Grab von Reporter-Legende Herbert Zimmermann ist nicht mehr aufzufinden. Frisch abgeräumt. Zuständig fühlen sich weder Kommune noch Bürgerschaft.

Kaum zu glauben: Das Grab von Reporterlegende Herbert Zimmermann ist abgeräumt worden – während der Heim-EM in Deutschland und wenige Tage vor dem 70. Jahrestag des unsterblichen 3:2 WM-Finalsiegs gegen Ungarn am 4. Juli 1954 in Bern. Das Friedhofsamt der Gemeinde Alfter-Witterschlick bei Bonn bestätigte zu Wochenbeginn, was die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) bei einem Besuch vor Ort vorfand. Anwohner zeigten sich überrascht von der Maßnahme.

Die Pressesprecherin der Gemeinde, Maryla Günther, sagte auf KNA-Anfrage, die verbliebenen Familienangehörigen hätten nach Ende der Ligefrist die Räumung der Grabstelle beantragt. Der örtliche Sportverein TB Witterschlick wolle sich aber weiter um Zimmermanns Andenken kümmern. Dessen Vorsitzender Michael Arenz verneinte jedoch im KNA-Gespräch konkrete Projekte.

Herbert Zimmermann, geboren 1917 in Alsdorf bei Aachen, lebte nach dem Zweiten Weltkrieg für zwei Jahrzehnte in Witterschlick. Seine emotionale Radio-Reportage ist für immer mit dem “Wunder von Bern” verbunden. Viele Zitate sind bis heute sprichwörtlich; wie etwa: “Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen…” oder “Aus! Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus!! Deutschland ist Weltmeister!!”

Zimmermann war ein Onkel des Grünen-Urgesteins Hans-Christian Ströbele (1939-2022). Die Rechte an seiner Originalübertragung des WM-Endspiels von 1954 liegen bei Ströbeles Erben sowie bei dessen drei Geschwistern. Sofern die O-Töne nicht in der ARD ausgestrahlt werden, muss jede Veröffentlichung mit der Familie verhandelt werden. Auch Zimmermanns Grabstein wurde nach Kenntnis des TB-Vorsitzenden Arenz von der Familie übernommen.

Die Reporter-Legende Herbert Zimmermann starb 1966 nach einem Verkehrsunfall auf der Fahrt zu einem Interview mit dem damaligen DFB-Präsident Hermann Gösmann und wurde im elterlichen Grab in Alfer-Witterschlick beigesetzt. Die Belegungsfrist lief kürzlich aus und wurde nicht verlängert.