Die Menschen in der Region Gorleben sind einer aktuellen Umfrage zufolge viel besser über die beiden Atommüllzwischenlager in ihrer Nachbarschaft informiert als die Anwohner der 14 weiteren deutschen Zwischenlager über die Anlagen in ihrer Nähe. Wie die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) am Montag mitteilte, kennen 87 Prozent der Befragten vor Ort das Gorlebener Brennelementezwischenlager für hochradioaktiven Atommüll und sogar 89 Prozent das Gorlebener Abfallzwischenlager, in dem schwach und mittelradioaktiver Atommüll aufbewahrt wird.
Im bundesweiten Durchschnitt kennen hingegen nur etwa zwei Drittel der Befragten die Zwischenlager in ihrer Nähe. Zum zweiten Mal nach 2023 hatte die BGZ in einer Erhebung gefragt, was die Menschen im Umkreis der Zwischenlager über ihre besonderen Nachbarn wissen und denken. Befragt wurden den Angaben zufolge 3.600 Bürger in einem Radius von 25 Kilometern um 16 BGZ-Zwischenlagerstandorte online und per Telefoninterview.
Die Umfrage zeigt laut BGE weiter, dass die staatliche Verantwortung für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in Deutschland mit knapp 70 Prozent bundesweit weiterhin auf große Zustimmung in der Bevölkerung trifft. Etwas geringer fiel die Zustimmung in Gorleben aus: Hier befürworteten 65 Prozent der 200 Befragten rund um die Zwischenlager, dass ein bundeseigenes Unternehmen für die Zwischenlagerung verantwortlich zeichnet.
Bei der Risikowahrnehmung der Befragten gibt es hingegen kaum Unterschiede: Sowohl in Gorleben als auch bundesweit erkennen rund ein Drittel der Befragten vor Ort in den Zwischenlagern ein „ziemlich hohes Risiko“. Etwa die Hälfte der Befragten verbindet mit der Aufbewahrung der radioaktiven Abfälle am Standort nur ein geringes oder gar kein Risiko.
Hintergrund der Befragung ist, dass die deutschen Zwischenlager für hochradioaktiven Atommülll sehr viel länger in Betrieb bleiben müssen als zunächst geplant. Diese Anlagen wurden für einen Zeitraum von 40 Jahren genehemigt. Weil sich die Suche nach einem Endlager jedoch noch Jahrzehnten hinziehen wird, müssen die Genehmigungen für die Zwischenlager in aufwendigen Verfahren verlängert werden.