Glühwein für 1 Euro, Bratwurst für 2 Euro

Noch eineinhalb Wochen bis zum 1. Advent und noch rund eine Woche, bis die meisten Weihnachtsmärkte ihre Pforten öffnen. Stuttgart Bad-Cannstatt ist der Zeit voraus. Dort hat der Weihnachtsmarkt bereits am Dienstag begonnen – und dauert auch nur drei Tage. Der Discounter Aldi bietet bis Donnerstag auf dem Parkplatz seiner Filiale in der Deckerstraße den nach eigenen Angaben „günstigsten Weihnachtsmarkt Deutschlands“. Fünf Stände, zwei Ski-Gondeln und ein kleines Kinderkarussell inmitten von Tannengrün. Glühwein – mit oder ohne Alkohol – für 1 Euro, Crêpes für 2 Euro und die Bratwurst – mit oder ohne Fleisch – ebenfalls für 2 Euro.

Bereits 20 Minuten vor Eröffnung bildet sich trotz des Sturms über Stuttgart eine Schlange vor dem zum Weihnachtsmarkt umfunktionierten Parkplatz. An einem Stand kann man Wertmarken erwerben, mit denen dann bezahlt wird. „Man muss die Feste feiern, wie sie fallen“, sagt ein junger Mann, der zusammen mit Freunden gekommen ist. „Wir haben davon gelesen und wollen uns das einfach mal anschauen“, sagt eine ältere Frau, die zusammen mit ihrem Mann in der Schlange wartet. Ihre Motivation seien vor allem die günstigen Preise, sagt eine junge Mutter. „Wenn man drei Kinder hat, geht ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt schnell richtig ins Geld.“ Dafür nehme sie es auch in Kauf, dass die Vorweihnachtszeit eigentlich noch gar nicht begonnen hat.

Ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ist schon lange nichts mehr für schmale Geldbeutel. Laut einer aktuellen Auswertung des Online-Gutscheinanbieters coupons.de variieren die Preise für Glühwein von Stadt zu Stadt. Durchschnittlich kostet eine Tasse in Deutschland in diesem Jahr etwa 4,24 Euro; in Städten wie München können aber auch schnell 6 Euro daraus werden. Das entspricht einer Preissteigerung von rund sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch andere Sachen seien aufgrund von gestiegenen Standgebühren, Strom- und Personalkosten teurer geworden.

Viele Deutsche wollen Umfragen zufolge zu Weihnachten Abstriche machen. Laut Handelsverband Deutschland planen die Deutschen, in diesem Jahr durchschnittlich 297 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Etwas mehr als die Hälfte der rund 2.000 Befragten will demnach genauso viel investieren wie im Vorjahr und elf Prozent wollen mehr ausgeben. 24 Prozent gaben an, sich einschränken zu wollen oder zu müssen.

Aldi möchte mit seinem Angebot „bezahlbare Weihnachten für alle“ ermöglichen und die Vorfreude auf das Fest steigern, sagt Julia Leipe, Pressesprecherin von Aldi Süd, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch wolle man in einer Gesellschaft, die viele Menschen zunehmend als kalt empfänden, das Gemeinschaftsgefühl stärken. Deshalb wird in Bad Cannstatt auch zu jeder vollen Stunde gemeinsam gesungen – angelsächsische Hits wie „Jingle Bells“, aber auch deutsche Weihnachtslieder wie „Lasst und froh und munter sein“ und „Fröhliche Weihnacht überall“. Für alle jene, die nicht textsicher sind, liegen Liedzettel aus.

Seine Premiere hatte der „günstigste Weihnachtsmarkt Deutschlands“ vor einem Jahr in Köln, sagt Leipe. Da die Resonanz darauf so positiv gewesen sei, habe man sich entschlossen, den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr nicht nur in Köln, sondern auch in München, Frankfurt am Main und eben Stuttgart zu veranstalten – an je drei Tagen von 15 bis 21 Uhr. Sämtliche Einnahmen, so die Sprecherin, würden übrigens gespendet. In diesem Jahr kämen sie der „Off Road Kids“-Stiftung, die sich um obdachlose Jugendliche kümmert.