Tagebuch schreiben, Spaziergänge oder Meditation: All diese Übungen können zufrieden machen, wenn man dranbleibt. “Sobald wir irgendetwas regelmäßig tun, eine Routine entwickeln, gibt das unserem Leben Struktur. Es vermittelt uns das Gefühl, die Dinge im Griff zu haben”, sagte der britische Glücksforscher Bruce Hood der Zeitschrift “Psychologie Heute”. Hoods Vorlesung “The Science of Happiness”, also etwa die Wissenschaft des Glücks, gilt als erfolgreichste an der Universität Bristol.
Der Entwicklungspsychologe zog einen Vergleich zum Sport: “Das Abo im Fitnessstudio bringt nichts. Man muss eine Routine entwickeln, Gewohnheiten etablieren, die Übungen müssen Teil unseres Lebens werden.” Dies sei allerdings nur dann hilfreich, wenn Menschen im Großen und Ganzen zurechtkämen – wer in einer ernsthaften psychischen Krise stecke, brauche therapeutische Unterstützung.
Hood rät dazu, auszuprobieren, was für einen selbst funktioniert. Dies hänge immer auch von den Umständen ab: “Eine Menge Unglück entsteht aus der Annahme, dass wir für unsere Entscheidungen komplett selbst verantwortlich sind. Es kann sehr befreiend sein, anzuerkennen, was für eine gewaltige Rolle der Kontext und die Umstände spielen.” Beispielsweise könne man ein Gespräch mit Fremden eher auf dem Land anfangen als in einer Metropole.
Warum Social Media so gefährlich ist
Die freudvollsten Momente entstünden derweil häufig im Kontakt mit anderen Menschen: “Wenn man anfängt, auf die Menschen um sich herum zu achten, bekommt man eine andere Perspektive auf seine eigenen Probleme.” Das Verhältnis zwischen Egozentrismus und der Zuwendung zu anderen müsse daher ausgewogen sein, erklärte der Autor des Buchs “Glück. Was wir wissen und wie wir es erreichen”, das im Frühjahr erschienen ist.
Allerdings hätten Menschen die Tendenz, in alte Gewohnheiten zurückzufallen. “Deshalb halte ich die sozialen Medien für so gefährlich”, sagte Hood. Die Plattformen verführten viele Nutzerinnen und Nutzer dazu, “weite Teile unseres Tages in einer Art Autopilotmodus zu verbringen”. Zudem irre man sich, wenn man glaube: “Wenn ich dies und das erreiche, wird es sich so und so anfühlen, werde ich glücklich sein. Das ist fast immer falsch.” Das Glück sei nämlich “kein Ziel, an dem man irgendwann ankommt, es ist eine immerwährende Reise”.
