Glücklich, wer vergisst

Gedanken zum Predigttext am 3. Sonntag nach Trinitatis.Von Peter-Michael Seifried, Kreiskantor im Kirchenkreis Zossen-Fläming.

Predigttext für den 3. Sonntag nach Trinitatis: 1. Timotheus 1,12–1712 Ich danke unserm Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt, 13 mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan, im Unglauben. 14 Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. 15 Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin. 16 Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als Erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben. 17 Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.

VonPeter-Michael Seifried

Das schlesische Volkslied „Wenn wir sonntags in die Kirche gehen“ verbindet die volkstümliche Theologie des Millowitsch-Schlagers mit einer bekannten Melodie. „Wir sind alle kleine Sünderlein, ‘s war immer so, ‘s war immer so. Der Herrgott wird es uns bestimmt verzeih’n, ‘s war immer, immer so.“Rheinisch-frohsinnig-katholisch, so durchschunkelten Aussagen des Predigttextes den westlichen Teil unserer Republik. In der Tat, wir sind allzumal Sünder (ein Blick in die sieben Todsünden fördert diese Erkenntnis sehr), in der Tat, es war und ist immer so – und: Er wird verzeihen. Bei dem Zitat aus der Operette „Fledermaus“: „Glücklich ist, wer vergisst“, ist unser Verhalten in Politik und häufig im Privatleben zwar beschrieben. Das Glück ist jedoch meist von kurzer Dauer. Die Leichen im Keller verschwinden nicht durch Vergessen. Schon sind wir im Zentrum – „Nicht unser Laufen und Wollen“ sondern Gottes Erbarmen schafft Gerechtigkeit. Christus Jesus ist in die Welt gekommen und Jesu Tod am Lebensbaum des Paradieses sühnt Sünde, schafft Gerechtigkeit und richtet auf.

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