Gewalt an Frauen nimmt zu – Hilfswerke fordern Konsequenzen

Ob in Flüchtlingsunterkünften oder den eigenen vier Wänden – weltweit sind vor allem Frauen von Gewalt betroffen. Zum Welttag gegen Gewalt an Frauen mehren sich die Hilferufe. Derweil ziehen die UN ein düsteres Fazit.

Frauen werden weltweit weiterhin überproportional oft Opfer von Gewalt. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am Samstag (25. November) mahnen Hilfsorganisationen deshalb mehr Aufmerksamkeit für das Thema an. Terre des femmes fordert unter anderem eine Reform des Sexualstrafrechts, Ärzte der Welt mehr Sicherheit in Flüchtlingsunterkünften. UN-Women meldet indessen einen neuen Höchstwert bei der Ermordung von Frauen.

Jede dritte Frau in Deutschland erfährt laut Terre des femmes in ihrem Leben sexualisierte Gewalt, unabhängig von sozialer Schicht und Altersgruppe. Jedoch würden nur 15 Prozent aller Vergewaltigungen angezeigt und in nur 7,5 Prozent der angezeigten Fälle erfolge eine Verurteilung. Das Problem sei, dass Betroffenen wenig Glauben geschenkt oder sexualisierte Übergriffe verharmlost würden.

Die Organisation startet dafür eine neue Kampagne mit dem Titel „#StellDichNichtSoAn – Steh auf gegen sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen“. Darin wird unter anderem gefordert, die eindeutige Zustimmung der Frau zu sexuellen Handlungen als Voraussetzung im Sexualstrafrecht zu verankern. Zusätzlich brauche es verpflichtende Fortbildungen auf dem Gebiet für Polizei, Richter und Staatsanwaltschaft sowie umfassende und kostenlose Betreuung während des Prozesses für die Betroffenen. „Sexualisierte Gewalt muss konsequent verurteilt werden. Nicht nur von Gerichten, sondern auch von der Gesellschaft“, forderte die Bundesgeschäftsführerin von Terre des femmes, Christa Stolle.

Die Organisation Ärzte der Welt wies zudem auf die Situation von Frauen in deutschen Flüchtlingsunterkünften hin. Diese seien Gewalt oft schutzlos ausgeliefert. Insbesondere in Turn- oder Leichtbauhallen, in denen hunderte Männer und Frauen gemeinsam untergebracht sind, gebe es keine Schutzräume. Frauen könnten sich nicht umziehen, nicht schlafen oder ihre Babys stillen, ohne Blicken oder gar verbalen und körperlichen Übergriffen von Männern ausgesetzt zu sein, so die Organisation.

Laut UN-Angaben sind im vergangenen Jahr fast 89.000 Frauen und Mädchen vorsätzlich getötet worden – die höchste Zahl der letzten zwei Jahrzehnte, wie aus einem Forschungsbericht des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und von UN Women hervorgeht. Obwohl die Gesamtzahl der Tötungsdelikte zurückging, nahm dennoch die Zahl der Morde an Frauen zu.

Die meisten Tötungsdelikte (55 Prozent) wurden laut Bericht von Familienmitgliedern oder Intimpartnern begangen. Demnach wurden im Schnitt jeden Tag mehr als 133 Frauen oder Mädchen im eigenen Zuhause getötet. Dagegen werden 12 Prozent der Tötungsdelikte gegen Männer zu Hause begangen. Die „beunruhigende Realität“ sei, dass das Zuhause für Frauen und Mädchen alles andere als ein sicherer Zufluchtsort ist, so der UN-Bericht.

Die „alarmierende Zahl“ an Femiziden erinnere daran, „dass die Menschheit immer noch mit tief verwurzelten Ungleichheiten und Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu kämpfen hat“, sagte die Exekutivdirektorin von UNODC, Ghada Waly. Regierungen müssten in Institutionen investieren, um der Straflosigkeit ein Ende zu setzen, die Prävention zu stärken und den Opfern zu helfen, der Gewalt ein Ende zu setzen.