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Gesundheitsminister und Ärzte für Widerspruchslösung bei Organspende

Zum Tag der Organspende am Samstag dringen die Gesundheitsminister der Länder und die Bundesärztekammer auf eine Widerspruchslösung für die Organspende.

Die Gesundheitsminister der Länder und die Bundesärztekammer wollen, dass jeder Bundesbürger potenziell ein Organspender ist, sofern er nicht ausdrücklich widerspricht. Es sei für sie nicht nachvollziehbar, “warum wir Menschen auf Wartelisten sterben lassen, nur weil wir uns nicht zur Widerspruchslösung entscheiden können”, sagte die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, die Thüringer Gesundheitsministerin Katharina Schenk (SPD), der “Ärzte Zeitung” (Freitag) zum Tag der Organspende am Samstag. Die Standesvertretung der Ärzte fordert zudem von der Bundesregierung, Hürden bei der Lebendspende von Organen abzubauen.

Bisher gilt in Deutschland eine Zustimmungslösung. Nur derjenige kommt als Spender in Frage, der zu Lebzeiten einer Organentnahme ausdrücklich zugestimmt hat. Bei einer Widerspruchslösung wäre hingegen potenziell jeder Bundesbürger ein Spender, sofern er nicht ausdrücklich widerspricht.

Die Ampelregierung konnte ein Gesetzesvorhaben zur Widerspruchslösung in der vergangenen Legislatur nicht mehr umsetzen. Schenk plädierte nun dafür, den damals geplanten Gesetzentwurf erneut in den Bundestag einzubringen. Seitens der Länder würde dieses Vorgehen unterstützt. Bei der nächsten Gesundheitsministerkonferenz kommende Woche in Weimar werde Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ein entsprechendes Schreiben der Gesundheitsminister übergeben.

Aus Sicht von Ärztekammerpräsident Klaus Reinhardt würde die Einführung einer Widerspruchslösung “ein starkes Signal der Solidarität senden”. Zugleich müsse eine Ausweitung der Lebendorganspende ermöglicht werden. Dabei lassen sich Menschen eine Niere oder auch Teile von Leber oder Lunge zu Gunsten Schwerkranker entnehmen. Bislang gibt das Transplantationsgesetz vor, dass Spenden Lebender nur für “Personen mit persönlicher Verbundenheit” möglich sind. Damit sollen Organhandel und eine Kommerzialisierung von Organspenden verhindert werden.

Reinhardt verwies jedoch darauf, dass Familienangehörige nicht immer biologisch kompatibel seien. Daher solle die “Überkreuz”-Lebendspende ermöglicht werden. Betroffene Familien, in denen es Spendewillige, aber keine Übereinstimmung gibt, könnten mit anderen, geeigneten Spender-Empfänger-Paaren tauschen dürfen. Auch anonyme Spenden sollten möglich werden. Generell brauche Deutschland aus Sicht der Ärztekammer dringend mehr Organspenden.

Auch die Ärzteorganisation Marburger Bund macht sich für die Widerspruchslösung stark. Deutschland sei seit Jahren Importland für menschliche Organe – aus Ländern, in denen die Widerspruchslösung gilt, sagte die Vorsitzende Susanne Johna. Es sei “Zeit für eine Regelung, die sich in vielen europäischen Ländern bewährt” habe.

2024 spendeten laut Deutscher Stiftung Organtransplantation 953 Menschen nach ihrem Tod Organe. Insgesamt wurden inklusive Lebendspenden 2.854 Spenderorgane entnommen. 8.100 Patientinnen und Patienten stehen auf der Warteliste. Die meisten warten auf eine Niere. Pro Jahr sterben Hunderte, weil sich kein passendes Transplantat findet.