Gescheiterte Propstwahl in Pommern: Mut zur offenen Kommunikation

Die einzige Kandidatin für das Demminer Propstamt, Kathrin Kühl, wurde abgelehnt. Die Kritiker hätten ihre Zweifel vor der Wahl deutlich machen können, kommentiert unsere Autorin.

Unsere Redakteurin Sybille Marx
Unsere Redakteurin Sybille MarxPrivat

Vor allem eines ist ein Rätsel nach der gescheiterten Propstwahl am 18. November bei der Pommerschen Kirchenkreissynode in Züssow: Warum haben die 18 Synodalen, die Zweifel an der Kandidatin oder gleich am ganzen Verfahren hatten, nicht vor der Wahl darauf hingewiesen?

Seit Monaten war bekannt, dass es nur eine einzige Kandidatin für das Demminer Propstamt geben würde. Wenn mehrere Synodale vermuteten, dass der Wahlausschuss andere geeignete Kandidaten gefunden, aber abgelehnt und damit der Synodenentscheidung vorgegriffen habe – warum ist das nicht offen diskutiert worden? Vielleicht hätte sich mancher Zweifel noch ausräumen lassen.

Aber nur einer der Kritiker hat bei der Kirchenkreissynode versucht, eine Grundsatzdebatte zum Wahlverfahren anzustoßen – leider so abstrakt formuliert, dass die Präses kaum eine Chance hatte, die Relevanz dieses Anliegens zu erkennen.

Kathrin Kühl hätte zur Mittlerin werden können

Tragisch auch: Mit Kathrin Kühl ist jetzt eine Frau abgelehnt worden, die es vielleicht geschafft hätte, dieses zermürbende gegenseitige Unverständnis zwischen denen da drüben in Hamburg und Kiel und denen hier hüben in Pommern abzubauen. Vielleicht wäre es ihr gelungen, in Pommern verständlich zu machen, wie die Kieler und Hamburger ticken, und in Hamburg wiederum für die Sicht der Pommern zu werben.

„Hätte“ und „wäre“ bringt jetzt natürlich nichts mehr. Aber für die Zukunft ließe sich etwas lernen aus diesem Fall: Es braucht mehr Mut zur offenen Kommunikation im Pommerschen Kirchenkreis. Ein Bewusstsein dafür, dass unterschiedliche Ansichten zu einem Thema ganz normal und legitim sind, offen ausgesprochen und diskutiert werden dürfen – auf den Synoden, aber auch dazwischen. Leitende sollten noch öfter dazu einladen und die Zweifelnden es dann auch annehmen. Wer es schafft, den anderen zuzuhören, wird feststellen: Für jede Perspektive gibt es gute Gründe. Die Wahrheit beginnt zu zweit.