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Geomar-Studie: Mittelmeer leidet besonders unter Klimawandel

Der Klimawandel gefährdet besonders die Ökosysteme im und am Mittelmeer. Erwärmung, Meeresspiegelanstieg und Versauerung seien dort intensiver als im globalen Durchschnitt, heißt es in einer Studie unter Leitung des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. „Die Folgen sind nicht nur Zukunftsszenarien, sondern sehr reale Risiken, die wir bereits heute beobachten können“, sagte der Chemische Ozeanograph Abed El Rahman Hassoun. Für die Studie hat sein Team 131 wissenschaftliche Studien ausgewertet, wie Geomar mitteilte. Die Ergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift Scientific Reports erschienen.

Mit einer durchschnittlichen Wassertemperatur von 26,9 Grad war der Juli 2025 demnach der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen für das Mittelmeer. Da der Wasseraustausch in dem Binnenmeer stark begrenzt sei, erwärme sich das Mittelmeer schneller und versauere stärker als der offene Ozean. Zwischen 1982 und 2019 sei die Oberflächenwassertemperatur im Mittelmeer um 1,3 Grad gestiegen, während es global 0,6 Grad waren, hieß es.

Die Erwärmung und Versauerung des Mittelmeers würden ganze Lebensgemeinschaften verändern. Laut Studie verschieben sich Planktonarten, giftige Algenblüten und Bakterien treten häufiger auf. Würden internationale Klimaschutzziele in den nächsten Jahren eingehalten, könnten einige Umweltveränderungen noch abgebremst werden. Hassoun: „Wir können noch etwas bewirken! Jedes Zehntelgrad zählt!“

Bei einer moderaten Klimapolitik und einem mittleren Emissionsszenario werde sich das Mittelmeer von 2050 bis 2100 voraussichtlich um 0,6 bis 1,3 Grad Celsius zusätzlich erwärmen. Bereits bei einem Anstieg von 0,8 Grad würden Seegraspflanzen wie Posidonia oceanica massiv zurückgehen und bis 2100 ganz verschwinden. Auch Fischbestände könnten um 30 bis 40 Prozent schrumpfen. Feuchtgebiete, Lagunen, Deltas und Salzwiesen würden „erheblich“ geschädigt, hieß es.

Bleibe der Kurs „weiter wie bisher“ mit steigenden Emissionen läge die zusätzliche Erwärmung im gleichen Zeitraum voraussichtlich zwischen 2,7 und 3,8 Grad. Eine solche Erwärmung hätte, zusammen mit dem Meeresspiegelanstieg und der Ozeanversauerung, erhebliche Störungen der Ökosysteme zur Folge: Seegraswiesen würden verloren gehen, Korallenriffe könnten erheblich geschädigt werden und es käme zu folgenschweren Kettenreaktionen in den Nahrungsnetzen, warnt die Studie.

Ein steigender Meeresspiegel würde zudem die Küstenerosion verstärken und etwa Nistplätze von Meeresschildkröten bedrohen. Zudem könne dieser zu weniger Niederschlägen und damit zu Wasserknappheit führen, hieß es. „Politische Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, entscheiden darüber, ob die Ökosysteme im Mittelmeer teilweise oder vollständig zusammenbrechen oder funktionsfähig bleiben“, sagte Hassoun.