Gefängnisseelsorger über Folter-Vorwürfe gegen Vollzugsbeamte

Folter, Körperverletzung und Misshandlung – so lauten die Vorwürfe gegen 25 Wärter in einem Mailänder Jugendgefängnis. Der frühere Gefängnisseelsorger spricht von jahrelangen Missständen.

In Italien stehen 25 Vollzugsbeamte unter Verdacht, Häftlinge in einem Mailänder Jugendgefängnis körperlich misshandelt und gefoltert zu haben. Der frühere Gefängnisseelsorger Gino Rigoldi fordert nun eine bessere Ausbildung für Beamte sowie mehr Bildungs- und Berufsausbildungsprojekte für minderjährige Gefangene. Darüber berichtet die italienische Tageszeitung “Avvenire” am Dienstag (online).

Der 85-jährige “Don Gino” war mehrere Jahrzehnte im Jugendgefängnis Beccaria in Mailand tätig. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen 25 Wärter aus dieser Einrichtung. Die Vorwürfe lauten auf Folter, Körperverletzung und Misshandlung von minderjährigen Insassen. In einem Fall soll ein sexueller Übergriff versucht worden sein. 13 der beschuldigten Beamten befinden sich in Haft.

Priester Rigoldi sprach im “Avvenire” von jahrzehntelangen Missständen. So seien die Wärter oft sehr junge Beamte, die nur eine geringe oder gar keine pädagogische Ausbildung mitbrächten. Unter den Insassen seien immer mehr minderjährige Geflüchtete mit psychischen Problemen. Ohne die entsprechende Ausbildung reagierten Wärter oft mit Gewalt auf deren Verhalten.

Weitere Probleme sind laut Rigoldi Personalmangel und Überlastung der Beamten. Manche Schichten dauerten bis zu zwölf Stunden. Zudem gebe es nach 16.30 Uhr kein pädagogisches Angebot mehr für die Insassen, etwa Lese-, Kunst- oder Musikclubs. Ab diesem Zeitpunkt seien die Wärter mit den Häftlingen bis zum nächsten Tag allein.