Gedenkveranstaltungen erinnern an Nazi-Verbrechen in Pogromnacht 1938

Mit Gottesdiensten, Gedenkgängen, Kranzniederlegungen, Ausstellungen, Diskussionsveranstaltungen oder Vorträgen wird rund um die Nacht vom 9. auf den 10. November an die Verbrechen der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung in der Pogromnacht vor 86 Jahren erinnert. Dazu laden etwa die beiden großen christlichen Kirchen sowie Städte, jüdische Gemeinden, Museen, Theater und Gedenkstätten ein. Wegen des offiziellen Ruhetags im Judentum, des Schabat am 9. November, finden die Veranstaltungen in diesem Jahr zumeist vor oder nach diesem Datum statt.

In Düsseldorf veranstaltet die Jüdische Gemeinde bereits am Freitag, 8. November, am Standort der 1938 zerstörten Synagoge in der Kasernenstraße ein gemeinsames Gebet und eine Kranzniederlegung. Einen Tag später wird dort die Installation „Missing Link“ des Lichtkünstlers Mischa Kuball eröffnet. Am 10. November findet ein Gedenkgang für die Opfer der Pogromnacht 1938 in Düsseldorf statt sowie ein ökumenischer Gottesdienst in der evangelischen Matthäikirche. Damals gab es alleine in Düsseldorf etwa 450 Überfälle auf jüdische Geschäfte und Synagogen, auf jüdische Bürgerinnen und Bürger mit Toten und Verletzten.

In Köln veranstalten die evangelische und katholische Kirche bereits am
Donnerstag einen gemeinsamen Schweigegang zum Gedenken an die jüdischen Opfer in der von den Nazis als „Reichskristallnacht“
benannten Pogromnacht. Der Schweigegang startet um 19 Uhr am Jüdischen Museum und endet an der Synagoge in der Roonstraße.

Am 10. November findet dann eine interreligiöse Gedenkfeier in der Lukaskirche in Köln-Porz statt. Die Gedenkstunde soll Raum bieten „für gemeinsames Trauern und Gedenken an die Gräueltaten der Vergangenheit“. Zugleich soll sie auch ein „Aufruf zu Wachsamkeit und Verantwortung in Gegenwart und Zukunft“ sein, hieß es im Vorfeld. Die Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit Vertretern der Synagogengemeinde, der Moscheegemeinde, des Alevitischen Kultur-Zentrums sowie der evangelischen und Katholischen Kirche statt.

In Essen findet die Gedenkveranstaltung am 10. November in der Alten Synagoge statt. Dabei gibt es Ansprachen von Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) und Abraham Lehrer, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland. Zuvor gibt es einen ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Friedenskirche der Alt-Katholischen Gemeinde.

In Aachen findet unter anderem am 9. November um 18 Uhr ein Pogromnacht-Gedenken unter dem Motto „Den Opfern gedenken – Aus der Geschichte lernen“ auf dem Synagogenplatz statt. Zuvor gibt es um 15.30 Uhr eine Veranstaltung im Rathaus. Die Stadt Duisburg erinnert gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft am Mittwoch im Rathaus um 18 Uhr mit einer Gedenkstunde an die vom NS-Regime gelenkte Gewalt gegen Menschen und Besitz. Im Anschluss an die Veranstaltung findet ein Schweigemarsch statt.

In Dortmund findet am Donnerstag in der Petri-Kirche ein ökumenisches Gedenken an die Opfer des 9. und 10. November 1938 statt, zu dem der Arbeitskreis christlicher Kirchen eingeladen hat. In Gelsenkirchen veranstaltet die Demokratische Initiative am 9. November um 17.45 Uhr einen Schweigezug mit Kundgebung zur Neuen Synagoge. Das Gedenken an die Opfer der Pogromnacht solle auch Stellung beziehen für Respekt, Toleranz und Zivilcourage und ein Zeichen gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit sein, hieß es im Vorfeld.

In Wuppertal wird am 10. November in der Begegnungsstätte Alte Synagoge erstmals das Wuppertaler Gedenkbuch präsentiert und im Internet unter „www.wuppertaler-gedenkbuch.de“ freigeschaltet. Es enthält die Namen und einige Biografien der fast 1.500 Wuppertaler Opfer des Holocaust, der ermordeten Jüdinnen und Juden aus der Bergischen Metropole. Auch in Münster, Bielefeld, Bonn und anderen Städten an Rhein und Ruhr finden anlässlich des 86. Jahrestags der nationalsozialistischen Pogromnacht Gedenk- und Mahnveranstaltungen statt.

Im damaligen Deutschen Reich wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 auf Betreiben des NS-Regimes über 1.400 Synagogen und jüdische Gebetsstätten geschändet und niedergebrannt. Mehr als 7.000 Jüdische Geschäfte wurden geplündert, die Wohnungen jüdischer Mitbürger verwüstet und zerstört, etwa 30.000 Juden wurden willkürlich verhaftet und zum großen Teil für Monate in Konzentrationslagern interniert. Viele hundert wurden ermordet oder in den Suizid getrieben.