Artikel teilen:

Gedenktafeln erinnern an Täuferbewegung in Hamburg

Mit drei neuen Gedenktafeln wird an das Leben der Täufer im 16. Jahrhundert in Hamburg erinnert. Im Rahmen des 500-Jahr-Täuferjubiläums in der Hansestadt werden die Schilder am Freitag enthüllt, wie die Organisatoren mitteilten. In Hamburg-Altona werden sie auf die ehemalige Mennonitenkirche in der Großen Freiheit, den ehemaligen Mennonitenfriedhof an der Paul-Roosen-Straße/Bernstorffstraße und den Mennonitenfriedhof im Holstenkamp hinweisen. „Weitere Schilder sind in Planung“, sagte Maren Schamp-Wiebe von der Mennonitengemeinde Hamburg. Es gebe viele Orte und Straßennamen in der Stadt, die mennonitische Geschichte haben.

Verfolgte niederländische Mennoniten hatten sich bereits 1601 in Altona angesiedelt und das Privileg der freien Glaubensausübung in der Straße Große Freiheit genutzt. 1675 bauten sie ihre erste eigene Kirche, die durch Brand zerstört und 1715 durch eine steinerne Kirche ersetzt wurde. 200 Meter entfernt lag ihr Friedhof im heutigen Stadtteil St. Pauli. Seit 1873 gibt es einen neuen Friedhof in Hamburg-Bahrenfeld. Viele Mitglieder der Mennonitengemeinde auf St. Pauli würden aus reichen Kaufmannsfamilien stammen.

Mit der bundesweiten Aktion Täuferspuren wollen die Gemeinden täuferische Geschichte sichtbar machen. Neben Hamburg und Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein) gibt es bereits Schilder in Rheinland-Pfalz und im Kraichgau (Baden-Württemberg). Sie geben Einblicke in den Alltag, die Theologie und die Entwicklung der verschiedenen täuferischen Gemeinden.

In diesem Jahr erinnern Gemeinden und Kirchen weltweit an die erste täuferische Glaubenstaufe, die Ende Januar 1525 in Zürich stattfand. Die Ideen der reformatorischen Bewegung verbreiteten sich im frühen 16. Jahrhundert. Sie setzen auf Gläubigentaufe, lehnen Kindertaufe ab und orientieren sich an biblischen Maßstäben. Trotz Verfolgung konnten sich Gemeinden bilden, in denen verschiedenste täuferische Prediger ihren Dienst nicht selten mit ihrem Leben bezahlten. Aus der Täuferbewegung entwickelten sich verschiedene Gruppen wie die Mennoniten, Hutterer und Baptisten.

Mennonitische Gemeinden lehnen kirchlich-hierarchische Strukturen ab und sind strikt gegen Gewalt zur Lösung von Konflikten. Sie werden deshalb „historische Friedenskirche“ genannt. Ihr Namensgeber ist der friesische Prediger Menno Simons (1496-1561). Die Verfolgungen und rechtliche Beschränkungen in Europa führten vor allem zwischen 1715 und 1815 zur Auswanderung von Mennoniten und anderen Täufern nach Osteuropa und Nordamerika. Weltweit gibt es nach eigenen Angaben rund 2,1 Millionen Mennoniten. In Deutschland seien es etwa 54.000 Mennoniten, in Hamburg habe diese Freikirche rund 300 Mitglieder.