Gedenkstele für Missbrauchsbetroffene kommt nach Maitenbeth

Mit dem Fahrrad wollen Missbrauchbetroffene ab Sonntag sogenannte Tatort-Gemeinden in der Erzdiözese München und Freising ansteuern. Dabei sollen auch öffentlich Zeichen gesetzt werden.

 Eine Stele in Form eines gebrochenen Herzens wird am Sonntag im Rahmen einer Andacht in Maitenbeth bei Mühldorf am Inn errichtet. Das teilte die Pressestelle des Erzbistums München und Freising am Mittwoch mit. Das 1,60 Meter hohe Kunstwerk “Broken Heart” erhält seinen Platz direkt neben der Kirche in einem Rosenbeet und ist laut Inschrift dem “Gedenken an die Opfer des langjährigen Kindesmissbrauchs durch den örtlichen Pfarrer Ludwig Axenböck (1949-1972)” gewidmet. Geschaffen hat das Werk der örtliche Metallkünstler Peter Schwenk. Ihm zufolge stellt es “ein gebrochenes Herz dar, aus dem eine Blume der Hoffnung herauswächst”.

An der Andacht werden Missbrauchsbetroffene teilnehmen, die ab Sonntag von München aus zu einer mehrtägigen Radtour aufbrechen. Auf dieser wollen sie mehrere, sogenannte Tatort-Gemeinden in der Erzdiözese anfahren.

Generalvikar Christoph Klingan, der in Maitenbeth dabei sein wird, sagte mit Blick auf die Stelen-Inschrift: “Es geht angesichts des sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche, auf den hier verwiesen wird, darum, nicht wegzusehen, nicht zu verbergen, nicht totzuschweigen. Vielmehr gilt es wahrzunehmen, was geschehen ist, und es in aller Klarheit auch anzusprechen um der Betroffenen willen und mit dem klaren Ziel, solche Taten künftig bestmöglich zu verhindern.”

Der Leiter des Pfarrverbands Rechtmehring-Maitenbeth, Pfarrer Marek Kalinka, erklärte: “Wir können natürlich nichts ungeschehen machen, aber wir können ein Solidaritätszeichen setzen. Es war für mich wichtig, das Kunstwerk gemeinsam mit den Betroffenen zu realisieren. Es soll eine Mahnung für alle sein.”

2023 hatte die Erzdiözese einen öffentlichen Aufruf in Maitenbeth gestartet, Hinweise auf Missbrauch durch den Diözesanpriester zu melden. Dies hätten vier Betroffene getan. Ende 2023 war in dem Ort eine nach Axenböck benannte Straße auf Initiative von Missbrauchsbetroffenen und mit Unterstützung der Pfarrei in “Kirchplatz” umbenannt worden.

Die Radtour der Missbrauchsbetroffenen knüpft an eine Pilgerfahrt nach Rom mit einer Audienz bei Papst Franziskus im Vorjahr an. Organisator ist der Betroffenenbeirat der Erzdiözese, die die Tour finanziell und organisatorisch unterstützt. Auch die Stele wurde von ihr laut Mitteilung maßgeblich finanziert. Weitere Stationen sind unter anderem Poing, Edling, Garching an der Alz, Rosenheim und Unterwössen. Geplant seien weitere Andachten, Gottesdienste sowie eine Podiumsdiskussion in Rosenheim.