Gedenkmarsch in Erinnerung an NS-Opfer mit Ministerpräsident Günther
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat beim Gedenken an die Ermordung von mehr als 300 Häftlingen im Konzentrationslager Husum-Schwesing zu einem klaren Signal gegen das Vergessen und gegen jegliche Form von Extremismus und Intoleranz aufgerufen. „Die Geschichte der Häftlinge von Husum-Schwesing ist eine Mahnung an uns alle, wachsam zu bleiben und den Anfängen zu wehren“, sagte Günther am Freitag zum Auftakt der Gedenkveranstaltung „13 Wochen“ in Husum, wie die Staatskanzlei in Kiel mitteilte.
Gemeinsam mit Vertretern der Kommunalpolitik, Bürgerinnen und Bürgern ging Günther den Rückweg der Häftlinge von ihren Arbeitseinsätzen nach. Start war an der Husumer Kleikuhle, Ende an der KZ-Gedenkstätte in Schwesing. An der Grabstelle der über 300 Häftlinge, die in den 13 Wochen ihr Leben verloren, hielt der Ministerpräsident seine Ansprache.
„Vor 80 Jahren begannen hier 13 schreckliche Wochen – in dieser ohnehin dunkelsten Phase unserer Geschichte: Das KZ Husum-Schwesing wurde Schauplatz unmenschlicher Grausamkeiten“, sagte Günther. „Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Leid dieser Menschen nicht in Vergessenheit gerät.“
Gerade in den zurückliegenden Monaten sei überdeutlich geworden, wie wichtig es sei, gemeinsam dem Wiedererstarken rechtsextremer, völkischer Ideen zu begegnen, erklärte Günther. „Es ist wichtig, dass wir in größtmöglicher Präsenz immer wieder für die Demokratie aufstehen und für sie einstehen.“
Die KZ-Gedenkstätten Ladelund und Husum erinnern in den kommenden Wochen an die Ermordung von mehr als 600 Häftlingen vor 80 Jahren in Nordfriesland während der NS-Zeit. Der Titel des zwischen September und Dezember laufenden Projekts „13 Wochen“ erinnert nach Angaben des Kirchenkreises Nordfriesland daran, dass das KZ Husum-Schwesing 13 Wochen lang bestand und die Nationalsozialisten die Häftlinge in dieser Zeit unter unmenschlichen Bedingungen zum Bau eines Verteidigungswalls zwangen.
Vom 29. September bis zum 28. Dezember finden laut Kirchenkreis Gedenkwege immer sonnabends um 10.30 Uhr für Interessierte in umgekehrter Reihenfolge, von Schwesing nach Husum, statt. Die Ankunft an der Kleikuhle ist gegen 14 Uhr geplant.
In der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund findet zudem am Volkstrauertag, 17. November, ein Erinnerungstag mit Günther und der Schleswiger Bischöfin Nora Steen statt. Um 10 Uhr ist ein Gottesdienst geplant, anschließend folgt eine Kranzniederlegung an den Gräbern der Toten des KZ-Ladelunds im Beisein der Angehörigen und ein Gedenken an den Ehrenmälern der Kriegstoten in Ladelund und Westre.
Ab November wird eine Künstlergruppe mit einer Lichtinstallation die Umrisse der Baracken auf dem Lagergelände, heute eine Ackerfläche, mit 300 Holzpfählen darstellen. Die Pfähle werden vorher mit phosphoreszierender Farbe bestrichen und ab November täglich nach Einbruch der Dunkelheit beleuchtet. „Jeder Pfahl steht für ein Opfer, die Pfähle werden nach der Aktion dauerhaft den Gedenkweg in Ladelund säumen“, erklärte die Gedenkstättenleiterin in Ladelund, Katja Happe.
Husum-Schwesing und Ladelund waren Außenlager des größten norddeutschen Konzentrationslagers Neuengamme in Hamburg in der NS-Zeit. Das KZ Husum-Schwesing bestand vom 26. September bis zum 29. Dezember 1944. Dort wurden etwa 2.500 Menschen inhaftiert, mehr als 300 verloren in den 13 Wochen ihr Leben. Die Häftlinge mussten schwerste Zwangsarbeit im Freien verrichten.
Vom 1. November bis 16. Dezember 1944 bestand das Konzentrationslager in der Gemeinde Ladelund. Die SS ließ hier über 2.000 Häftlinge aus zwölf Nationen zwischen Humptrup und Ladelund Panzerabwehrgräben ausheben. Innerhalb von sechs Wochen starben 300
Häftlinge. Sie wurden auf dem Dorffriedhof bestattet.