Er verwandelte im Endspiel der Fußball-WM 1974 in München den entscheidenden Elfmeter zum Ausgleich gegen die Niederlande. Dass Paul Breitner Homers “Odyssee” im Original lesen kann, dürften nur wenige wissen.
Paul Breitner (72), Fußballweltmeister 1974, hat sich als Fan der Antike geoutet. So gebe es eine Sprache, die sein Leben verändert habe, und das sei Altgriechisch, sagte Breitner in der am Donnerstagabend im Bayerischen Rundfunk (BR) ausgestrahlten Hörfunksendung “Die Blaue Couch” in Bayern 1. Nach wie vor genieße er es, dass er dafür und auch für Latein keinen Übersetzer brauche: “Ich liebe diese beiden Sprachen nach wie vor.”
Natürlich habe er Homer im Original gelesen, bekannte die bayerische Sportlegende auf Nachfrage: “Ich interpretiere verschiedene Wörter, die zum Teil sechs oder acht Bedeutungen haben, so wie ich es für richtig finde.” Er könne keinen Nagel in die Wand hauen, habe auch kein Talent für alles, was mit Physik zu tun habe, aber Sprachen seien sein Ding, so Breitner. Das Altgriechische sei für sein Leben deswegen so wichtig gewesen, weil er sich damit ganz schnell seine Lebensorientierung habe zusammenbauen können.
Breitner besuchte in den 1960er Jahren ein humanistisches Gymnasium im oberbayerischen Traunstein. Die Lehrer waren seinen Worten zufolge “eher weniger” dafür verantwortlich, dass er sich für Sprachen begeisterte. Gerade die Altphilologen hätten ihn noch vor dem Abitur fertigmachen wollen, weil sie überhaupt kein Verständnis dafür gehabt hätten, dass er damals schon drei Jahre lang über die bayerische, die süddeutsche Jugendauswahl und die Jugendnationalmannschaft mindestens eine Woche pro Monat nicht da gewesen sei. Das sei für sie das Schlimmste gewesen, was man sich habe vorstellen können.
In der Familie sei später seine Frau immer fürs Vorlesen zuständig gewesen, er dagegen habe den drei Kindern und auch den mittlerweile erwachsenen Enkelkindern immer Geschichten erzählt, berichtete Breitner. Dazu gehörten jene aus der “Odyssee”, aber auch andere, die er sich dazu ausgedacht habe. Auf die Frage, ob er tatsächlich Marx und Mao gelesen habe, erwiderte der einstige Profifußballer: “Ich habe alles gelesen. Ich lese heute noch alles. Ich habe Adenauer gelesen. Ich wollte immer lernen. Ich wollte nicht von der Meinung anderer abhängig sein, sondern meine eigene Meinung haben.”