Fundamentalismus erschwert christlich-islamischen Dialog

Der Islam-Beauftragte der Nordkirche, Axel Matyba, geht nach Paris. Zum Ende seiner vierjährigen Amtszeit zieht er Bilanz.

Pastor Axel Matyba blättert im Koran
Pastor Axel Matyba blättert im KoranThomas Morell / epd

Hamburg. Der christlich-islamische Dialog ist heute schwieriger geworden, bilanziert der scheidende Islam-Beauftragte der Nordkirche, Pastor Axel Matyba (56), zum Ende seiner vierjährigen Amtszeit. Ursache sei vor allem, dass der wachsende islamistische Fundamentalismus das Misstrauen gegenüber Muslimen verstärkt habe. Im christlich-islamischen Dialog sieht Matyba gerade auch einen Gewinn für den eigenen christlichen Glauben.
Bundesweit gilt Hamburg als "Hochburg des interreligiösen Dialogs". Es gebe hier gute und auch belastbare Kontakte zu muslimischen Vertretern, sagte Matyba dem Evangelischen Pressedienst (epd). Viele evangelische und muslimische Gemeinden seien an Gesprächen mit ihren Nachbarn interessiert. Besonders engagiert sind nach seinen Erfahrungen auf muslimischer Seite die Centrums-Moschee in Hamburg-St. Georg und die Al Nour Gemeinde, die derzeit im Stadtteil Horn eine nicht genutzte Kirche zur Moschee umbaut. 

Staatsverträge ein "exzellentes Element"

Die Hamburgischen Staatsverträge mit den muslimischen Verbänden hält Matyba für ein "exzellentes Element". Hier werde von den Muslimen ein klares Bekenntnis zum Grundgesetz abgelegt. Jetzt sei es Auftrag der Beteiligten, die Verträge "kritisch mit Leben zu füllen".
Hamburg stehe zwar im Fokus, intensive interreligiöse Dialoge gebe es aber auch in anderen norddeutschen Städten wie Lübeck oder Kiel. Der Kirchenkreis Pommern biete mit seiner Handreichung "Auf gute Nachbarschaft" gute Infos für erste Kontakte mit muslimischen Gemeinden. Es dürfe aber auch nicht verschwiegen werden, dass einige Gemeinden auf beiden Seiten den Dialog nicht wollten.
In seiner Arbeit hatte Matyba aber auch mit Vorbehalten zu kämpfen. Es gebe bei manchen Christen offenbar die Sorge, dass sie mit dem Dialog etwas Wesentliches der eigenen Religion aufgeben. "Ich glaube dagegen, dass der Dialog meinen eigenen Glauben schärft." Er werde im Gespräch genötigt, den Kern seines christlichen Glaubens in Worte zu fassen. Zu einem gelungenen Dialog gehöre aber auch, die jeweils andere Religion sinnlich zu erfahren – durch Musik, Feste, Gebete, Bibellesungen und Koran-Rezitationen.

"Funkelnde Perlen" im Islam

Er habe in seinem Amt auch die Schönheit und Vielfalt des Islam kennengelernt, betonte der Islam-Beauftragte. Ihm seien viele "funkelnde Perlen" gezeigt worden. Sowohl im Koran als auch in der Bibel gebe es aber auch Texte, die dazu einladen würden, die jeweils andere Religion abzuwerten.
Nach vierjähriger Tätigkeit gibt Matyba Ende August sein Amt auf, um künftig gemeinsam mit seiner Frau Andrea Busse die deutschsprachige Gemeinde in Paris zu betreuen. Auslandserfahrungen haben beide schon gesammelt, als sie sechs Jahre lang Pastoren der deutschen Gemeinde in Kairo waren. Studiert hat der gebürtige Barmstedter in Kiel, Tübingen und Philadelphia (USA). Später war er unter anderem Seemannspastor in Kiel. Verabschiedet wurde Matyba bereits Mitte Juli an einem für evangelische Pastoren ungewöhnlichen Ort: Gefeiert wurde in der Centrums-Moschee St. Georg. (epd)