“Für eine Frau” – Nachkriegs-Drama aus Frankreich
In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Die französische Filmemacherin Diane Kurys hat in ihrer Karriere schon mehrfach ihre eigene Familiengeschichte für Kinofilme aufgegriffen; nach “Die kleinen Pariserinnen” (1977), “Entre Nous” (1983) und “Ein Sommer an der See” (1990) ist “Für eine Frau” von 2013 bereits das vierte dieser autobiografisch inspirierten Werke.
Im Mittelpunkt steht einmal mehr ein den Eltern von Kurys nachempfundenes Paar: Michel (Benoit Magimel) und Lena (Melanie Thierry) stellen nach dem Zweiten Weltkrieg einen Antrag auf die französische Staatsbürgerschaft; die beiden haben sich als russisch-stämmige Juden im Konzentrationslager Auschwitz kennengelernt und sind dem Holocaust entronnen.
Das Gefühl, von Michel gerettet worden zu sein, schweißt Lena an ihren Mann, auch wenn in der Nachkriegszeit ihre unterschiedlichen Temperamente immer offensichtlicher werden. Michel sieht keinen Grund zum Aufbruch traditioneller Geschlechterverteilung, während Lena erste emanzipatorische Anflüge zeigt, zudem kann sie sich mit der kommunistischen Überzeugung ihres Manns, die auch den Stalinismus vehement verteidigt, wenig anfreunden.
Als der jüngere Bruder von Michel unter dubiosen Umständen bei ihnen auftaucht, verlieben sich Lena und der sympathische Jean (Nicolas Duvauchelle). Doch Michel argwöhnt zu Recht, dass Jeans Geschichte von der angeblichen Flucht aus der Sowjetunion nicht der Wahrheit entspricht.
Der Film erzählt dies im Rückblick, denn die Töchter von Michel und Lena sind nach dem Tod der Mutter in den 1980er-Jahren mit der Vergangenheit ihrer Eltern konfrontiert. Diane Kurys spannt diese als melodramatische Dreiecksgeschichte mit politischem Einschlag auf, insofern auch untergetauchte Nazis und die politische Situation der kommunistischen Partei eine Rolle spielen. Den kolportagehaften Anstrich des Films gleicht sie mit formidablen Darstellern und einer ausgezeichneten Kameraarbeit aus.