Früherer SWR-Intendant kritisiert unausgewogene AfD-Berichterstattung

Der frühere SWR-Intendant Peter Voß (82) wirft den Medien eine unausgewogene Berichterstattung über die AfD und Demonstrationen gegen Rechtsextremismus vor. „Von den Medien, besonders den öffentlich-rechtlichen Sendern und ganz besonders in den Nachrichtensendungen, brauchen wir dafür weder flammende Bekenntnisse noch naheliegende Annahmen, sondern nüchterne Situationsbestimmungen unter Abwägung aller relevanten Fakten und Argumente – auch solcher, die vermeintlich ‚den falschen Leuten‘ nützen“, schreibt Voß in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Donnerstag). „Sonst verkommen ‚Nachrichten‘ zum Instrument aufklärerisch verkleideter Bevormundung und machen erst recht den Hetzern und Scharfmachern jeglicher Sorte das Spiel.“

Die AfD gehöre, ebenso wie „Klimakleber, treckerfahrende Straßenverstopfer“ und „streikwütige Lokführerfunktionäre“ zur „deutschen Gesellschaft“. Dies gelte, solange die Partei nicht in einem rechtsstaatlichen Verfahren verboten werde, schreibt Voß, der von 1998 bis 2007 SWR-Intendant war. „Das kann einem passen oder nicht, mir persönlich passt es weniger, aber es ist nun einmal so.“

Die Deutschen stünden in ihrer immer noch großen Mehrheit vielmehr vor der Frage, ob sie „die AfD politisch stellen und bezwingen oder nur juristisch und administrativ aus dem Weg räumen wollen“. Letzteres wäre aus seiner Sicht „ein Armutszeugnis für unsere Demokratie“, so Voß. „Wir sollten es uns jedenfalls damit nicht zu leicht machen, auch nicht, indem demokratische Parteien der AfD punktuell die Zuwendungen wegnehmen, die sie sich selbst großzügig zubilligen.“

Voß war lange Zeit Mitglied der CDU. Er gab sein Parteibuch allerdings zurück, nachdem der damals unionsdominierte ZDF-Verwaltungsrat 2009 den Vertrag des ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender nicht verlängert hatte. „In einer Partei, die so agiert, mochte ich nicht mehr sein“, sagte Voß dem Evangelischen Pressedienst (epd) später zu seinem Austritt.