Fridays for Future: “Aufgeben ist keine Option”
Ist die Zeit der großen Demos von “Fridays for Future” abgelaufen? Eine Braunschweiger Aktivistin erzählt, warum sie weitermacht.
Beim Abgesang ist Nele Alice Evers noch lange nicht angekommen. „Fridays for Future besteht aus mehreren Hundert Ortsgruppen“, betont die Sprecherin der Klimabewegung in Niedersachsen. Klimagerechtigkeit sei ein Thema, das viele Menschen beschäftige und hohes Mobilisierungspotenzial habe. Allerdings würden nicht mehr überall wöchentliche Klimastreiks stattfinden, räumt die 20-jährige Braunschweigerin ein.
Dass Aufmerksamkeit und Engagement gesunken sind, verdeutlicht der vergangene „Globale Klimastreik“, der im September in Berlin und anderen Orten in Deutschland stattfand. Laut Evers sind zwar insgesamt mehr als 75.000 Menschen auf die Straßen gegangen. Doch an die Spitzenwerte der vergangenen Jahre mit mehreren Hunderttausend jungen Demonstrierenden reicht die Zahl nicht mehr heran.
Mit 2000 Menschen gegen Gasbohrungen vor Borkum demonstriert
Evers lässt sich von dieser Entwicklung nicht abschrecken. Fridays for Future trete weiterhin erfolgreich für Klimaschutz ein, betont sie. In den Sommermonaten habe Fridays for Future die größte Demo organisiert, die es je auf einer Nordseeinsel gegeben habe. „Wir sind mit 2000 Menschen über die Insel gelaufen. Unseretwegen sind die Gasbohrungen vor Borkum in weite Ferne gerückt.“ Solche Erfolge seien der Grund, warum sie sich weiterhin engagiere.
Im März 2019 kam Evers zu Fridays for Future, da war sie gerade 14 Jahre alt. „Die Bewegung hat etwas zum Ausdruck gebracht, was ich gefühlt habe. Junge Menschen werden politisch kaum gehört und klimapolitisch passiert zu wenig“, erinnert sich Evers. Auf ihr erstes Schild hatte sie „Save our Earth“ geschrieben und eine kranke Erde gemalt. Schon kurze Zeit später habe sie bei der Organisation der Klimastreiks mitgeholfen, habe die Demorouten geplant und Reden geschrieben.
Fridays for Future: Mit guter Klimapolitik wäre noch viel zu retten
Mittlerweile mache sie vor allem Öffentlichkeitsarbeit. „Das sind alles spannende Erfahrungen. Ich habe viel gelernt“, betont Evers. Sie berichtet, dass sie in der Zwischenzeit ihr Abi gemacht habe und jetzt Deutsch und Politikwissenschaften in Berlin studiere. „Vor allem wird einem immer klarer, dass mit wirksamer Klimapolitik noch viel zu retten wäre.“
Doch ihr Blick zurück ist nicht ungetrübt. „Wenn man sich die Klimapolitik anschaut, ist es ziemlich leicht, die Hoffnung zu verlieren“, so Evers. „Das Pariser Klimaabkommen von 2015 mit der 1,5 Grad-Grenze wurde zwar beschlossen, aber es passiert weltweit viel zu wenig, um es einzuhalten.“
Doch so depimierend die Faktenlage sei, so wolle sie doch weiterhin alles tun, um die Klimakrise so weit wie möglich einzudämmen. „Aufgeben ist keine Option, weil wir wissen, wie viel wir noch retten können. Ich sage also gerne, dass ich ernüchtert, aber vor allem radikal zuversichtlich bin.“