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Frauenhilfe: Sexkaufverbot führt zu weniger Schutz für Prostituierte

In der Debatte um den Umgang mit Prostitution hat sich die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen gegen ein Sexkaufverbot nach dem Vorbild nordischer Länder ausgesprochen. Sexarbeit verschwinde nicht durch Verbote, sondern werde unsichtbarer und gefährlicher, erklärte die Geschäftsführerin der Frauenhilfe, Birgit Reiche, am Montag in Soest. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (beide CDU) hatten sich Anfang November für ein Verbot nach nordischem Vorbild ausgesprochen.

Internationale Erfahrungen zeigen nach den Worten der Theologin Reiche, dass ein Sexkaufverbot nicht zu mehr Schutz für Prostituierte führt. Studien aus Schweden, Norwegen, Frankreich und Kanada belegten steigende Gewalt, schlechtere Gesundheitsversorgung und keinen Rückgang von Menschenhandel, hieß es. Die Weltgesundheitsorganisation, das Hilfsprogramm UNAIDS sowie Amnesty Anternational empfehlen laut Frauenhilfe ausdrücklich die „Entkriminalisierung einvernehmlicher Sexarbeit als Schutz- und Gesundheitsstrategie“.

Die Frauenhilfe schlug als Alternative zu einem Verbot den Weg Belgiens vor: Dort seien Rechte für Sexarbeitende gestärkt worden, wie etwa der Mutterschutz und Rentenansprüche. Dieses Modell fördere „Sicherheit und Selbstbestimmung statt Angst und Stigma“, hieß es.

Die Frauenhilfe appellierte, Politik und Gesellschaft müssten auf die Stimme der Betroffenen und wissenschaftliche Erkenntnisse hören. Statt „pauschaler Kriminalisierung“ brauche es die Stärkung von Rechten und sozialer Absicherung von Prostituierten, gezielte Maßnahmen gegen Täterstrukturen und den Ausbau von Beratungsangeboten, Gesundheitsversorgung und Programmen zur beruflichen Veränderung.