Frauenhäuser: Fehlende Plätze, weite Wege und teurer Schutz

Aus Daten der „Frauenhaus-Statistik 2022“ geht hervor, dass in ganz Deutschland viele in ein Frauenhaus geflohene Frauen ihren eigenen Schutz selbst zahlen müssen oder gar keinen Zugang erhalten.

Bewohnerin in einem Frauenhaus: Häufig müssten die Gewaltopfer weite Wege auf sich nehmen, um einen Platz in einer Schutzeinrichtung zu finden
Bewohnerin in einem Frauenhaus: Häufig müssten die Gewaltopfer weite Wege auf sich nehmen, um einen Platz in einer Schutzeinrichtung zu findenepd-Bild / Heike Lyding

Jede vierte in ein Frauenhaus geflohene Frau muss sich einer Statistik zufolge an Kosten ihres Aufenthalts beteiligen. „Zur traurigen Wahrheit gehört nicht nur, dass in Deutschland über 14.000 Frauenhausplätze fehlen. Die uneinheitliche Finanzierung führt obendrein dazu, dass viele Frauen ihren eigenen Schutz selbst zahlen müssen oder gar keinen Zugang erhalten“, erklärte Christiane Völz, Vorstandsvorsitzende der Dachorganisation Frauenhauskoordinierung. Sie stellte in Berlin die „Frauenhaus-Statistik 2022“ vor.

Sie enthält die Daten aus Frauenhäusern im gesamten Bundesgebiet. Demnach waren im vergangenen Jahr 6.444 Frauen und 7.460 Kinder in 179 Schutzeinrichtungen untergebracht. Hochgerechnet auf die zusammen rund 400 Frauenhäuser sei davon auszugehen, dass 2022 rund 14.400 Frauen und 16.670 Kinder und Jugendliche Schutz in einem Frauenhaus fanden. „Wie viele Frauen aufgrund der zahlreichen Zugangshürden gar nicht erst den Weg ins Frauenhaus suchen oder abgewiesen werden müssen, wird statistisch nicht erfasst“, sagte Völz.

Jede vierte Bewohnerin muss die Kosten selbst tragen

Laut Statistik musste jede vierte Bewohnerin die Kosten ihres Aufenthalts vollständig (13 Prozent) oder anteilig (13 Prozent) selbst tragen. Häufig müssten die Gewaltopfer weite Wege auf sich nehmen, um einen Platz in einer Schutzeinrichtung zu finden. Damit verbunden sei nicht selten der Verlust von Arbeitsstelle und Einkommen. Fast zwei Drittel (63 Prozent) aller Frauen fanden Schutz außerhalb ihrer Herkunftskommune, jede Fünfte (21 Prozent) nahm sogar den Umzug in ein anderes Bundesland auf sich.

Zwei von drei schutzsuchenden Frauen (62 Prozent) brachten Kinder unter 18 Jahren mit ins Frauenhaus, mehr als die Hälfte davon (57 Prozent) waren unter sechs Jahre alt. Jede dritte Frau hatte zwei oder mehr Kinder vor Ort zu versorgen. Den Angaben nach verringert sich die Chance auf wohnortnahen Schutz mit zunehmender Kinderzahl deutlich, weil Schutzplätze fehlen.