Frankfurter Oberbürgermeister Josef fordert zeitgemäßes Gedenken

An das Leid der Menschen in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern erinnerte die Stadt Frankfurt am Main am Sonntag mit einer Gedenkveranstaltung in der Paulskirche. Der Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, Mike Josef (SPD), zitierte nach Angaben der Stadt die 2022 verstorbene Ehrenbürgerin Trude Simonsohn. Die Auschwitz-Überlebende sei trotz der erfahrenen Grausamkeit ohne Hass gewesen. Bei ihren Zeitzeugen-Gesprächen in Schulen habe sie den jungen Menschen gesagt, dass sie keine Schuld hätten, aber Verantwortung dafür trügen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Simonsohns Leitsatz, zu jedem Unrecht sofort „Nein“ zu sagen, müsse für alle Menschen gelten, sagte Josef.

Der Oberbürgermeister dankte der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi, die in Schulen und Kirchengemeinden von ihren Erlebnissen in Auschwitz erzählt. Es sei bewundernswert, wie sie „in ihrem hohen Alter noch die Kraft aufbringt, Zeugnis zu geben von dem damaligen Menschheitsverbrechen“.

In Auschwitz haben die Nationalsozialisten auch homosexuelle Menschen ermordet, die sie mit dem sogenannten Rosa Winkel gebrandmarkt hatten. Ihr Schicksal und ihre späte Anerkennung als Opfer des NS-Regimes war ebenfalls Thema der Gedenkveranstaltung. Erst 1994 war der Strafrechtsparagraf 175, der männliche Homosexualität unter Strafe stellte, in der Bundesrepublik abgeschafft worden. Urteile aus der Zeit nach 1945 wurden vollständig erst 2017 aufgehoben. Dies mache deutlich, dass beim Erinnern immer Perspektiven ergänzt werden müssten, sagte Josef. Zeitgemäßes Gedenken funktioniere nur, wenn die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Holocaust immer wieder im Heute verortet werde.

Der 27. Januar ist seit 1996 in der Bundesrepublik offizieller Gedenktag für die Opfer der NS-Herrschaft. Am 27. Januar 1945 waren die überlebenden Häftlinge des Vernichtungslagers Auschwitz von Soldaten der sowjetischen Roten Armee befreit worden. Mit Rücksicht auf den jüdischen Schabbat am Samstag sei die Gedenkstunde in der Paulskirche auf den Sonntag verlegt worden, teilte die Stadt mit.