Erntedankfest: Das steckt dahinter

Am Sonntag, 1. Oktober, wird in vielen Städten und Gemeinden, aber auch in den christlichen Kirchen Deutschlands das Erntedankfest gefeiert. Was es mit dem Fest auf sich hat.

Geschmückter Erntedank-Altar in der evangelischen Johanneskirche in Köln-Lindenthal
Geschmückter Erntedank-Altar in der evangelischen Johanneskirche in Köln-Lindenthalepd-bild / Jörn Neumann

Wie der Name schon sagt, danken Kirchen und Landwirte für die eingebrachte Ernte. Die Christen betonen, dass der Ertrag auf den Feldern nicht nur vom eigenen Fleiß abhängt. In allen Religionen wird „die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“, wie es im Gottesdienst heißt, auch als Geschenk Gottes angesehen.

Seit mehreren Jahren weisen viele Gemeinden auf die Gefährdung der Natur durch die Produktion oder Verschwendung von Lebensmitteln hin, auf Umweltschutz oder Entwicklungshilfe. Dem Agrarsektor wird ein hoher Anteil am Klimawandel zugesprochen. Insbesondere seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine geht es auch um steigende Lebensmittelpreise und dadurch ausgelöste Not und Hunger. Viele Gemeinden rufen zu Erntedank deshalb zu besonderen Solidaritätsaktionen zugunsten hungernder Menschen auf. Rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Abfall, weltweit sind es 931 Millionen Tonnen. Gleichzeitig hungern auf der Welt 735 Millionen Menschen.

Von Ernteumzügen und Erntemärkten

In der Kirche wird der Altar geschmückt mit Früchten, Gemüse, Blumen und Getreideähren. In manchen Pfarreien gibt es Prozessionen und aufwendig gestaltete Blumen- und Früchteteppiche. In einigen Gegenden werden Erntekränze geflochten oder Erntekronen gebastelt. Auch gibt es Ernteumzüge oder Erntemärkte in manchen Städten.

Festumzug zum Erntedankfest im Evangelischen Johannesstift in Berlin-Spandau
Festumzug zum Erntedankfest im Evangelischen Johannesstift in Berlin-Spandauepd-Bild/ Juergen Blume

Die Christen feiern seit dem dritten Jahrhundert. Doch schon in vorchristlicher Zeit gab es in fast allen Kulturen Riten und Feste, um sich für eine gute Ernte zu bedanken oder um eine gute Ernte und den Schutz vor Unwetter und anderen Schäden zu bitten. Weil die Menschen früher deutlich stärker von einer guten Ernte abhängig waren als heute, gab es immer schon Opferungen und andere kultische Handlungen.

Thema Ernte in der Bibel

Man könnte das Erntedankfest auf die „Genesis“ zurückführen, das allererste Buch des Alten Testaments. Dort wird beschrieben, dass Ackerbauer Kain einige Früchte seiner Felder opferte und sein Bruder, der Hirte Abel, ein Jungtier aus seiner Herde. Das Thema Ernte und seine besondere Bedeutung spielt auch in vielen anderen Texten eine wichtige Rolle, nicht zuletzt in einigen Gleichnissen Jesu.

Nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Wetter- und Klimazonen gibt es keinen weltweit einheitlichen Termin für das Erntedankfest. Für Deutschland legte die katholische Bischofskonferenz 1972 den ersten Sonntag im Oktober fest, wobei die Gemeinden nicht dazu verpflichtet sind, Erntedank zu feiern. In evangelischen Pfarreien war lange Zeit der Michaelstag (29. September) oder einer der benachbarten Sonntage der klassische Erntedanktag. Heute feiern sie meist auch am ersten Oktobersonntag.

Erntedank auch politisch behaftet

Immer wieder gab es auch politische Einflussnahme. So wurde in Preußen im Jahr 1773 ein Erntedanktag eingeführt. Und 1933 belebten die Nationalsozialisten das in Deutschland lange vergessene Fest mit großem Propaganda-Aufwand wieder, um die Landwirte enger an die „Volksgemeinschaft“ zu binden. In der DDR und in anderen sozialistischen Ländern wurde der Ernte auch eine besondere Bedeutung beigemessen. Dabei wurde aber jeglicher religiöser Bezug ausgeblendet – bis hin zu Parolen wie: „Auch ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein.“

Vom Ursprung her ja. Denn das seit 1941 immer am vierten Donnerstag im November begangene große Familienfest hat sich aus dem Erntedankfest entwickelt. Dieses wurde erstmals 1621 in Massachusetts von den Pilgervätern als Dank für die erste Ernte in der neuen Heimat gefeiert.