Forschungsprojekt im Erzbistum Paderborn über Kardinal Jaeger beendet

Ein Forschungsprojekt über den wegen seines Umgangs mit sexuellem Missbrauch in die Kritik geratenen früheren Paderborner Erzbischof Lorenz Jaeger (1892-1975) ist nach mehr als fünf Jahren offiziell abgeschlossen worden. Ein fünfbändiges Werk mit den Ergebnissen von mehreren Fachtagungen sei ein Beitrag zur Geschichtsschreibung des Erzbistums Paderborn, erklärte die Kommission für kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn in einer Mitteilung des Erzbistums von Freitag.

In vielen Bischofsbiografien werde das Thema Missbrauch mit keiner Silbe erwähnt und die Betroffenen des Missbrauchs hätten bisher keinen Platz in der Kirchengeschichte, erklärte die Vorsitzende der Kommission für kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn, Nicole Priesching. Im Rahmen des Jaeger-Projektes sei bereits angefangen worden, das zu ändern.

Der ungleiche Umgang mit Beschuldigten und mit Betroffenen gehöre zur Geschichte des Erzbistums und zum Bild von Lorenz Jaeger, erklärte Priesching. Jaeger habe jedoch im Vergleich zu anderen Bischöfen sowie zu anderen Problemfeldern in seinem Erzbistum nicht ungewöhnlich gehandelt.

Das Projekt werde dazu beitragen, dem Wirken von Kardinal Jaeger gerechter zu werden, Pauschalverurteilungen zurückzuweisen, ebenso wie unangemessene Glorifizierungen und einseitige Parteinahmen, erklärte der neue Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz. Trotz der umfangreichen historischen Studien gebe es auch bei Jaeger noch viel „ungehobenes“ Wissen, „gerade auch im Blick auf dunkle, problematische Züge und Verhaltensweisen“, die bis heute nachwirkten und mit umso größerer Dringlichkeit zutage gefördert, sowie historisch eingeordnet werden müssten.

Hintergrund der Forschungen bildete den Angaben zufolge eine systematische Auswertung des mehr als 70 Regalmeter umfassenden Nachlasses von Kardinal Jaeger. Die Kommission für Kirchliche Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn rief ein Forschungsprojekt ins Leben, das die wissenschaftliche Auswertung des Nachlasses erarbeitet. Nach der Eröffnungstagung 2017 fanden bis 2022 vier weitere Tagungen statt.

Eine Studie zum Thema Missbrauch während der Amtszeiten der Bischöfe Jaeger (1941-1973) und seinem Nachfolger Johannes Joachim Degenhardt (1974-2002) soll im Jahr 2025 erscheinen, teilte das Erzbistum weiter mit. Die Studie, die vom Erzbistum Paderborn angestoßen wurde, ist an der Universität Paderborn angesiedelt.