Forschungsprojekt beleuchtet NS-Geschichte der Diakonie in Bayern

Mit einem breit angelegten Forschungsprojekt will die bayerische Diakonie ihre Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus beleuchten. Diese Zeit sei „diakoniegeschichtlich in Bayern noch sehr ungleich erforscht“, sagte der Historiker und Leiter des Rummelsberger Diakoniemuseums, Thomas Greif, am Donnerstag laut Mitteilung. Die bayerische Landeskirche, die Diakonie Bayern und die Evangelische Hochschule Nürnberg unterstützen das Projekt. Aus den Ergebnissen der Forschung sollen eine Ausstellung, aber auch Biografien wichtiger Handlungsträger und NS-Opfer entstehen.

Während einige große diakonische Träger in Bayern ihre Geschichte in der NS-Zeit bereits wissenschaftlich untersucht haben, gelte dies für den damaligen Dachverband – den Landesverein für Innere Mission – nicht oder nur lückenhaft, sagte Greif. Anders stelle sich die Situation bei Diakoneo (Neuendettelsau), der Diakonie München und Oberbayern oder auch der Diakonie Herzogsägmühle dar. Das Kernteam des Projektes bilden neben Greif (Rummelsberg) der Diakonie-Historiker Matthias Honold (Neuendettelsau), Babette Müller-Gräper (Herzogsägmühle) und der Sozialhistorikerin Ulrike Winkler aus Trier als externe Kuratorin.

Besonders in den Blick genommen werden soll die Verwicklung diakonischer Einrichtungen in systematische Mordaktionen des NS-Regimes – etwa gegenüber Menschen mit Behinderung, obdachlosen Wanderarbeitern und der jüdischen Bevölkerung. Auch die Nähe einzelner Einrichtungen zum NS-Staat oder der Umgang mit der eigenen Vergangenheit nach 1945 sollen thematisiert werden. Die für Demokratieförderung und Arbeit gegen Rechtsextremismus zuständige Kirchenrätin der Landeskirche, Bettina Naumann, begründete die finanzielle Unterstützung des Projektes mit der „außerordentlichen Aktualität“ des Themas.

Die Ergebnisse des Projektes sollen bis zum Jahreswechsel 2025/2026 vorliegen. Eine Ausstellung im Diakoniemuseum Rummelsberg soll die wichtigsten Ergebnisse zusammenfassen. Weitere Schritte der Erinnerungspflege wie etwa die Verlegung von Stolpersteinen zum Gedenken an die NS-Opfer sollen folgen. (00/2038/04.07.2024)