Forschung zur NS-Zeit: Archäologische Funde gewinnen an Bedeutung

Archäologische Funde aus der NS-Zeit gewinnen laut Historikern weiter an Bedeutung. Denn es lebten kaum noch Zeitzeugen, die unmittelbar über ihre Erfahrungen berichten könnten, teilten das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die Dokumentation Obersalzberg am Freitag mit. Über den Umgang mit Funden und sogenannten Massenfunden aus der NS-Zeit haben sich nun führende Archäologinnen und Archäologen aus Bayern und Österreich in einem Positionspapier verständigt, das am 10. Juli in der Dokumentation Obersalzberg vorgestellt werden soll.

Die Forschenden des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in München (BLfD), des Bundesdenkmalamtes in Wien (BDA) und der Universität Wien (Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie) betonten darin, dass archäologische Funde von großer historischer Bedeutung seien. Außerdem wiesen sie darauf hin, wie wichtig entsprechende archäologische Methoden seien, „damit diese Zeugnisse für die Nachwelt überliefert werden können“. Die schiere Menge an Funden stelle aber auch eine große Herausforderung für die Denkmalpflege dar.

Als Beispiele führten sie Funde von Ausgrabungen an: einen Kinderschuh aus dem Wohnhaus eines SS-Offiziers am Obersalzberg, eine Cremedose und eine Beinprothese aus der Tötungsanstalt Schloss Hartheim. Solche Objekte könnten das Verständnis vom Alltag der Menschen – sei es Opfer oder Täter – während der NS-Zeit und des Zweiten Weltkrieges vertiefen.

Der Obersalzberg oberhalb von Berchtesgaden war ab 1933 Feriendomizil von Adolf Hitler und NS-Funktionären. Später wurde das Gelände zum „Führersperrgebiet“ ausgebaut. In Hitlers „Berghof“, der als zweiter Regierungssitz neben Berlin galt, traf Hitler Entscheidungen zu Krieg und Völkermord. Nach Kriegsende bis 1996 nutzte die US-Armee das Areal als Erholungsort für Soldaten. Seit 1999 ist dort die Dokumentation Obersalzberg mit ihren Ausstellungen untergebracht. (00/1980/28.06.2024)