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Forscherin: Stress bei Trennungskindern bleibt Jahre nachweisbar

Kinder getrennter Eltern weisen noch nach Jahren ein hohes Stress-Level auf: Das ergeben Forschungen der Soziologin Pauline Kleinschlömer. Betroffene Kinder schnitten durchschnittlich schlechter in der Schule ab, hätten häufiger Probleme mit sozialen Bindungen oder mit der psychischen Gesundheit, sagte sie im Interview der “Welt” (Mittwoch). Allerdings gehe es nicht allen Kindern in dieser Lage gleich, fügte die Expertin hinzu.

Zugleich gehe das Thema jeden etwas an: “Etwa 20 Prozent der Paare mit Kindern lassen sich hierzulande scheiden, viele Kinder wachsen bei Alleinerziehenden oder mit Stiefeltern auf”, sagte Kleinschlömer. Ein neuer Partner oder eine neue Partnerin könne im Alltag und finanziell für Entlastung sorgen, aber auch für neue Unsicherheit. “Neue Routinen müssen etabliert und Absprachen getroffen werden.” Dies brauche Zeit. Auch sei es sehr unterschiedlich, welche Art von Bezugsperson ein neues Familienmitglied für die Kinder werde.

Zugleich könne sich eine Trennung “wie eine Erlösung” anfühlen, betonte die Forscherin: etwa dann, “wenn das Kind ständig den Streitereien der Eltern ausgesetzt ist”. Das eigene Zuhause sollte ein Zufluchtsort sein, betonte sie.

Mit ihrer Forschung wolle sie herausfinden, “wie Trennungskinder besser unterstützt werden können”, sagte Kleinschlömer. Belastende Folgen einer Trennung könnten bis ins Erwachsenenalter reichen: etwa wenn Betroffene schlechtere Noten hätten, einen niedrigeren Abschluss machten oder aber mit langfristigen psychischen Folgen kämpften. “Kinder, die eine Scheidung der Eltern erlebt haben, trennen sich zudem eher vom eigenen Partner. All dies ist abhängig davon, wie ein Kind die Trennung erlebt hat.”

Möglicherweise könnte es hilfreich sein, dass Patchwork-Familien und Alleinerziehung zunehmend als normal empfunden würden. “Oder aber Kinder erleben die familiären Veränderungen unabhängig von dem gesellschaftlichen Wandel”, so die Soziologin.