TV-Arzt Eckart von Hirschhausen sprichtm über seine ADHS-Diagnose, Schauspielerin Mimi Fiedler über ihre Alkohol-Abhängigkeit und Sänger Wincent Weiss über seine Depressionen. Mehr Akzeptanz schafft das jedoch nicht.
In der Gesellschaft wachsen nach den Worten eines Psychiaters Vorurteile gegen Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen. So sei etwa die Stigmatisierung von Menschen mit Psychosen in den vergangenen Jahrzehnten größer und nicht kleiner geworden, sagte der Psychiater Nicolas Rüsch der “Süddeutschen Zeitung” (Mittwoch).
Straftaten von psychisch Kranken verstärkten Vorurteile weiter. Das belegen laut Rüsch Studien. Der Professor an der Universitätsklinik Ulm nannte diese Entwicklung “traurig”. “Nur ein winziger Bruchteil von ihnen übt jemals Gewalt aus. Sie werden vielmehr selbst Opfer von Gewalt.”
Sehr leicht abgenommen habe die Stigmatisierung von Menschen mit Depressionen. Es sei zwar positiv, dass auch Prominente sich zur Wort meldeten. “Aber das heißt leider nicht, dass ganz normale Menschen, die nicht so viele Ressourcen haben, auch so leicht über ihre Erkrankungen reden können.”
Dennoch sei die Offenlegung einer psychischen Erkrankung nicht grundsätzlich schlecht. Es sei oft entscheidend, wie Kollegen und Vorgesetzte grundsätzlich zu dem Thema stehen, so der Mediziner. “Wenn es gut läuft, bekommt man Rücksichtnahme und Unterstützung – man muss vielleicht keinen Schichtdienst übernehmen, kann auch mal sagen, wenn man Pause braucht.” Auch falle die meist belastende Geheimniskrämerei weg.
Bei Stigmatisierung durch andere – dabei werden Gruppen von Menschen pauschale Eigenschaften zugeschrieben – seien Begegnungen das Allerwichtigste, empfiehlt Rüsch. Auch Gesunde machten positive Erfahrungen mit Betroffenen. Bloße Aufklärungskampagnen würden hingegen wenig bringen.